Krauses Braut

Hamburg (dpa) - „Krause“ ist ein durchaus üblicher Name, und „Horst Krauses“ gibt es wenigstens drei: den Dorfpolizisten aus dem ARD-„Polizeiruf 110“, noch einmal als Polizisten, nun aber mit Dorfkneipe und landwirtschaftlichem Nebenerwerbsbetrieb ausgestattet, und dann noch den Schauspieler, den neulich ein Fan vertraulich am Ärmel zupfte.

Er fragte: “Sagen Sie mal ehrlich und unter uns: Wie heißen Sie denn wirklich?“ Krause lächelte freundlich zurück und antwortete: „Horst Krause“.

Der Autor und Regisseur Bernd Böhlich ist dafür verantwortlich, dass Darsteller und „Polizeiruf“-Figur ein und denselben Namen tragen. Sie etablierte sich rasch. Die Kommissarinnen kamen und gingen, doch der Horst Krause blieb. Und dann war die Idee da, um diesen Mann eigene Geschichten zu entwickeln. Keine Krimis. Mehr etwas über sein Privatleben in einem Brandenburger Dorf. Und Krause selbst steuerte gleich einen Einfall bei, als er auf zwei geschätzte Kolleginnen hinwies, Carmen-Maja Antoni und Angelika Böttiger: „Lasst die beiden doch meine Schwestern sein!“ Die gruselig-komischen Storys um das geschwisterliche Trio infernal konnten anlaufen.

Nach „Krauses Fest“ (2007) und „Krauses Kur“ - 2009 mit 6,6 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 21,2 Prozent der erfolgreichste Mittwochsfilm der ARD - ist nun am 20. Dezember „Krauses Braut“ an der Reihe, im Titel eigentlich ein kleiner Etikettenschwindel. Denn es geht in dieser wieder von Bernd Böhlich geschriebenen und inszenierten Geschichte nicht um eine Braut vom Krause, sondern um seine Schwester Meta, die mit ihren fast 60 noch ihre Sexualität entdeckt und den von Tilo Prückner gespielten Kölner Taxifahrer Rudi heiraten will.

Schlimmer noch: Sie will fort vom Hof, fort von der Kneipe und mit ihrem Schatz nach Köln ziehen. Die Erde bebt. Ein Donnerwetter bricht herein. Die stille Traulichkeit der Geschwister ist in Gefahr. Und Bruder Horst hält der zu neuen Sinnenfreuden gekommenen Meta Reizwäsche unter die Nase: „Mutter hat nicht solche Schlüpfer getragen.“ Man sieht Meta auch, nicht sehr bekleidet, mit ihrem Bräutigam im Bett liegen. Regisseur Böhlich kannte da keine falsche Scheu: „Man musste schon erzählen, dass die Figuren eine noch intakte Sexualität haben.“

Wann, bleibt als Frage, entdeckt denn nun Horst Krause selber seine Sexualität? Einmal, in „Krauses Fest“, hatte es die Andeutung einer großen Liebe gegeben - zu sehen ist der Film noch einmal am Dienstag um 21.45 Uhr, direkt im Anschluss an „Krauses Braut“. Und Böhlich meint, sicher trage Krause „wie wohl alle eine tiefe Sehnsucht nach einer solchen Liebe in sich“. Aber da ist auch sein Sinn für eine fest verankerte Ordnung, an der sich gar nichts ändern darf: „Wenn er fort will, geht er vor die Tür und nicht gleich bis Köln.“

Immerhin ist mit dem Aus- und Aufbruch der Schwester ein Anfang gemacht. Die alte Ordnung ist nicht mehr ganz so intakt, neue Konstellationen werden möglich. Vielleicht ist das dann schon Thema des nächsten, mit einiger Sicherheit kommenden Krause-Films.

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