Hardy Krüger: „Ich bin ein Kind geblieben“

Hamburg (dpa) - Hardy Krüger steigt in die Riege der Film-Patriarchen auf. „Mir bleibt nichts anderes übrig“, sagte der 82-Jährige in einem dpa-Interview. Einen solchen Patriarchen spielt er an diesem Sonntag als Herr und Gebieter eines Parfüm-Konzerns in Carlo Rolas Film „Familiengeheimnisse“ (ZDF).

Zu Ihrer Ausstrahlung gehört bis heute eine gewisse augenzwinkernde Jungenhaftigkeit. Ist das zuweilen eine Schwierigkeit bei älteren Rollen wie nun beim Firmenchef Victor Frey in „Familiengeheimnisse“?

Krüger: „Diese Jungenhaftigkeit ist mir selber nie so bewusst gewesen. Aber sie mag damit zusammenhängen, dass ich in der Tiefe meines Wesens ein Kind geblieben bin. Wie wohl die meisten Schauspieler. Und manche Kinder treiben ja ihre Umwelt mit ihrer ewigen Frage "Warum?" in den Wahnsinn. Das ist auch meine ständige Frage.“

Sie gelten als schwierig?

Krüger: „Beim Mittelmaß, bei Lügnern und Deppen schon. Denen sage ich schon mal, was für Pfeifen sie sind. Und natürlich stört manche meine ständige Aufforderung: Lasst uns bessere Filme machen!“

Heißt das künftig: Lasst uns besseres Fernsehen machen? Oder bleiben Sie der Mann des Kinos?

Krüger: „Kino ist mir wichtig. Fernsehen hat große Qualitäten, aber auch seine eigenen Gesetze. Allein das Tempo, in dem gedreht wird! Anderthalb Minuten fertiger Film pro Drehtag waren es bei meinen internationalen Produktionen, sechs bis sieben sind es beim Fernsehen, weil angeblich kein Geld da ist. Vermutlich brauchen es die Sender, um ein paar Bürohäuser mehr zu bauen. Zum Glück bin ich immer noch belastbar genug für dieses Tempo. Ich halte durch.“

Sie sind darin ein Preuße?

Krüger: „In Sachen Disziplin und Fleiß ganz sicher. Nicht in militärischer Hinsicht. Aber Preußen hat ja auch auf kulturellem und sozialem Gebiet einiges ganz Anständige zustande gebracht.“

Sie sind bei Ihren internationalen Filmen einigen Dinosauriern der Filmgeschichte begegnet, wie John Wayne, Robert Mitchum, James Stewart. Was war insgesamt Ihr Eindruck von diesen Superstars, wie es sie so, in dieser Dimension, nicht mehr gibt und geben kann?

Krüger: „Dass jeder sehr anders war als der andere. Sonst wären sie ja auch nicht so einzigartig gewesen. Gemeinsam war ihnen nur, dass der Umgang mit ihnen denkbar einfach ist. Keiner war eine Primadonna, der Schaum schlagen musste, um gewisse künstlerische Mängel auszugleichen. Ein Jimmy Stewart hatte es nicht nötig, Schaum zu schlagen.“

Neben dem Schauspieler gibt es den Schriftsteller Krüger...

Krüger: „...der ich zuerst werden wollte und zunächst gar nicht Schauspieler...“

Ihr neuer, gerade erscheinender Roman heißt „Tango africano“. Afrika lässt Sie wohl nicht mehr los?

Krüger: „Nie. Und für "Familiengeheimnisse" hatten wir ja Außenaufnahmen in Nairobi. Da war ich denn doch erschüttert. Diese Slums, die Blechlawinen an Autos, die Armut! Dazu korrupte Politiker, die Aids-Gefahr! Ich überlege, wie man da auf bestimmten Gebieten helfend eingreifen kann. Aber ich weiß im Augenblick auch noch nicht wie.“

Interview: Paul Barz

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