Die zweite Frau

Hamburg (dpa) - Im Mai 2009 starb die Schauspielerin Monica Bleibtreu. Einer ihrer letzten Filme war das Drama „Die zweite Frau“ mit Matthias Brandt, das Mitte 2009 kurz nach ihrem Tod in der ARD zu sehen war und von 3,62 Millionen Zuschauern eingeschaltet wurde.

Der deutsch-französische Kultursender Arte wiederholt das Stück an diesem Freitag (20.15 Uhr), wenn zeitgleich in der ARD live zum Bundesliga-Auftakt 2012 die Spitzenpartie zwischen Borussia Mönchengladbach und Bayern München zu sehen ist.

Erwin Kobarek ist 41 und lebt noch immer bei seiner Mutter. Beide führen eine kleine Tankstelle an einer Landstraße irgendwo in der Provinz. Und beide halten den Zeitpunkt für gekommen, dass sich Erwin nach einer Frau umsieht. Zu diesem Zweck reist er nach Rumänien, wo die Frauen laut Katalog einer Heiratsvermittlung „lieb, warmherzig und treu“ sind. Matthias Brandt spielt unter der Regie von Hans Steinbichler den schüchternen und gehemmten Mann in dem Drama „Die zweite Frau“. Seine Mutter wird von Bleibtreu dargestellt.

Schon im Juli 2007 während der Dreharbeiten zum Film war Bleibtreu an Krebs erkrankt. In einem im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks (WDR) nur wenige Tage vor ihrem Tod geführten Gespräch sagte sie über den Kollegen Brandt, er habe „eine Gabe dafür, scheinbar tumbe Typen mit großem Feingefühl zu spielen“. Regisseur Steinbichler sei aufmerksam, er lasse den Akteuren genug Freiraum, „ohne sie aus den Augen zu verlieren“. Maria Popistasu, „Die zweite Frau“, sei „eine absolute Entdeckung“.

„Auf den ersten Blick mag die Mutter, die ich spiele, hart wirken, aber sie ist es nicht“, fuhr Bleibtreu fort. „Sie ist eine pragmatische Frau, die zu ihrem Sohn freundlich und herzlich ist. Zu der jungen Rumänin ist sie es weniger.“ Die Nabelschnur zum Sohn sei noch längst nicht durch. „Die beiden lieben sich und hängen sehr aneinander. Deshalb ist es ein besonders großer Schritt sowohl für den Sohn, sich eine zweite Frau zu suchen, als auch für die Mutter, ihn loszulassen. Ich mochte das Buch auf Anhieb. Die Idee, dass eine Mutter ihrem Sohn aus Liebe eine Frau kauft, finde ich grandios.“

In dem modernen Heimatdrama kommt Erwin mit der Krankenschwester Irina (Maria Popistasu) nach Hause, die ein bisschen Deutsch spricht. Die Abmachung ist, dass die beiden es drei Wochen lang miteinander versuchen wollen, bevor sie sich entscheiden, ganz zusammenzubleiben. Doch sie kommen kaum dazu, einander kennenzulernen, denn Erwins Mutter dominiert das Leben im Haus. Kurz vor dem Ende der Probezeit will Irina wissen, woran sie ist. Als Erwin sie vertröstet, er müsse noch mal „mit Mama sprechen“, lässt sie keinen Zweifel daran, was sie davon hält: „Bist du Mann, oder was? Scheiß auf Mama!“

Selbst als die Mutter schwer krank ins Krankenhaus kommt und an Krebs stirbt, kann sich Erwin noch nicht von den Zwängen befreien, mit denen er bisher gelebt hat. Erst als Irina wieder in ihre Heimat flüchtet, findet Erwin den Weg zu innerer Freiheit und zu dem Mut, sein bisheriges Leben von Grund auf umzukrempeln. In Rumänien angekommen, erlebt Erwin eine dicke Überraschung.

Die 31 Jahre alte Rumänin Maria Popistasu, die als Irina zu sehen ist, machte international auf sich aufmerksam, als sie in dem britischen Zweiteiler „Sex Traffic“ die Rolle einer jungen Frau spielte, die als Sexsklavin verkauft wurde. Dafür erhielt sie 2005 den kanadischen Gemini Award als beste Nebendarstellerin. Im März 2009 dieses Jahres wurden Steinbichler, Brandt und Popistasu mit dem Adolf Grimme Preis ausgezeichnet.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort