Der Mann, der alles kann

Hamburg (dpa) - Peter Heinrich Brix (56) einst von der Landwirtschaft in die Schauspielerei gekommen, ist eigentlich ganz zufrieden. Der Ausstieg aus dem TV-Dauerbrenner „Großstadtrevier“ hat nicht den gefürchteten Karriereknick gebracht.

Der gebürtige Flensburger blieb weiterhin gut im Geschäft, latscht als Adsche über die Felder von „Büttenwarder“ oder hilft „Pfarrer Braun“ bei der Mördersuche - immer freundlich, pfiffig, mit viel bauernschlauer Verschmitztheit. Und noch während er im „Großstadtrevier“ als Lothar vor der Kamera stand, waren für ihn Stoffe für „die Zeit danach“ entwickelt worden.

So ein Film ist auch „Der Mann, der alles kann“, den die ARD am Donnerstag um 20.15 Uhr zeigt. Zwar bleibt er dem Polizeidienst treu. Aber der Ermittler dort, Robert Hellkamp, ist ein ganz besonderer Fall. Eigentlich ein tüchtiger Kriminalist, aber mit einer unheilbaren Phobie gegenüber Tatorten geschlagen. Oder auch: Der Mann, der angeblich alles kann, hat einfach Angst. Und eine Frau wird nötig sein, ihn davon zu heilen.

Autor Norbert Eberlein hat für diesen von Annette Ernst inszenierten Film zwei Stränge miteinander verwoben. Hier wird einmal ein ziemlich harter Krimi erzählt: Eine junge Frau stürzt vom Dach, und es scheint kein Selbstmord zu sein. Zugleich tigert rachelüstern ein entflohener Gewaltverbrecher (mal wieder Dauer-Finsterling Aleksandar Jovanovic mit glasigem Killer-Blick) durch die Stadt. Polizist Hellkamp scheint da nicht viel ausrichten zu können. Er ist mehr in der Stille zu Hause, außerdem reißt sein eitler Kollege Horst gern alles an sich. Robert, immer gutmütig, lässt ihn reißen. Aber dann begegnet er einer jungen Frau, der Friseurin Rita. Die ist auf ihre Weise ähnlich verträumt wie er, voller Illusionen, vielleicht mal als große Schriftstellerin herauszukommen.

Anica Dobra spielt diese Frau, und das mit Vergnügen: „Das hat mir an diesem Buch gleich so gut gefallen. Dass hier zwei Loser zusammentreffen, die dann am Schluss die eigentlichen Gewinner sind“, sagt sie im dpa-Interview. Brix wiederum gefällt, „wie zart und vorsichtig und ehrlich die Liebesgeschichte zweier Menschen erzählt wird, die beide nicht mehr die Jüngsten sind“.

Die beiden spielten zum ersten Mal zusammen und waren gleichermaßen begeistert. „Wir kannten uns noch gar nicht. Aber ich wusste gleich, dass uns beiden eigentlich etwas Nettes gelingen müsste“, sagt Dobra.

Manchmal geht es allerdings nicht nur nett zu. Dann zeigt Robert, im Zeichen der Liebe von alten Phobien geheilt und zu neuen Kräften erwacht, dass er auch mal gewaltig zuschlagen kann und wird wirklich zum „Mann, der alles kann“. Da gerät denn doch noch das zarte Liebesspiel zum handfesten Krimi - Kollege Horst, von Ralph Herforth gespielt, hat das Nachsehen. Bis dann die beiden Liebenden am Ende still vergnügt zusammensitzen. Brix: „Einfach so, ohne verwühltes Bett im Hintergrund. Und man fragt sich nicht groß: Haben die beiden schon oder werden sie noch? Das muss doch wirklich nicht immer sein.“

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