Unwort des Jahres: „alternativlos“

Frankfurt/Main (dpa) - Das Unwort des Jahres 2010 heißt „alternativlos“. Es war der Renner unter den 1123 Vorschlägen.

„Das Wort suggeriert sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der Diskussion und Argumentation gebe“, sagte der Sprecher der Unwort-Jury, Horst Dieter Schlosser in Frankfurt. Das Unwort wurde zum 20. Mal gekürt.

„Behauptungen dieser Art sind 2010 zu oft aufgestellt worden, sie drohen, die Politikverdrossenheit in der Bevölkerung zu verstärken.“ Das Wort habe Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zur Begründung der Griechenlandhilfe gebraucht.

Die Unwort-Jury kritisiert in diesem Jahr außerdem die Formulierung „Integrationsverweigerer“. Das von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) in Umlauf gebrachte Wort unterstelle, viele Migranten verweigerten ihre Integration. In den Debatten um das Thema werde meist ausgeblendet, dass für eine solche Behauptung eine sichere Datenbasis fehle und der Staat für die Integration noch zu wenig tue.

Auch „Geschwätz des Augenblicks“, eine Formulierung des Dekans des Kardinalskollegiums, Angelo Sodano, in der Ostermesse des Papstes, stieß auf Kritik der Sprachjury. Damit sei versucht worden, die massiven Vorwürfe sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche beiseitezuschieben.

Der Jury gehörten außer Schlosser, der aus dem Gremium ausscheidet, drei andere Sprachwissenschaftler, der Autor und Literaturkritiker Hellmuth Karasek sowie die Journalistin Ruth Fühner vom Hessischen Rundfunk an. 2009 hieß das Unwort des Jahres „betriebsratsverseucht“, 2008 „notleidende Banken“.

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