Straßenkarneval beginnt mit Schmuddelwetter

Köln/Düsseldorf/Mainz (dpa) - Endlich sind die tollen Tage da: Fröhlich und ausgelassen haben zehntausende Jecken an Weiberfastnacht den Beginn des Straßenkarnevals gefeiert.

Vom überwiegend schmuddeligen Wetter ließen sie sich dabei nicht abschrecken, denn gegen Nieselregen und eher kühle Temperaturen gibt es ein paar einfache Mittel: Plüschkostüme, Plastikhäute - und vor allem Warmschunkeln. Getreu dem Namen Weiberfastnacht hatten am Donnerstag überwiegend die Frauen das Sagen. Vielerorts stürmten sie mit Scheren bewaffnet die Rathäuser und schnitten den Männern die Schlipse ab.

In Düsseldorf versammelten sich die Möhnen - die „alten“ Frauen - pünktlich um 11.11 Uhr zur Attacke auf das Rathaus. Gruppen aus Fliegenpilzen, Blumenwiesen und Froschköniginnen drängelten sich durch die enge Türe, um die Macht an sich zu reißen. In Trier zwang das Narrenvolk den Oberbürgermeister zur Übergabe des Stadtschlüssels, in Köln übernahm das Dreigestirn das Regiment. In Mainz schunkelten und sangen zum Beispiel Punks, Bienchen und Kannibalen am Fastnachtsbrunnen zu „Humba, Humba, Humba, Täterää“.

Gegen die Möhnen in Daun in der Vulkaneifel hatte auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) keine Chance - er konnte die Erstürmung des Rathauses nicht verhindern. Trotz heftigen Gerangels und bitterer Wortgefechte rissen die Möhnen schließlich den goldenen Stadtschlüssel an sich. Nicht viel besser erging es Becks niedersächsischen Amtskollegen David McAllister (CDU): In der Staatskanzlei in Hannover kam es kurzfristig zu einem Machtwechsel, bei dem er seine Krawatte einbüßte.

In vielen Karnevals-Hochburgen gab es den ganzen Tag ein Bühnenprogramm. In Köln etwa traten Bands wie die Höhner auf und sorgten für Stimmung. Einige Gäste waren extra von weit her angereist. „Wir sind schon seit halb fünf unterwegs“, sagte zum Beispiel die als Biene verkleidete 29-jährige Yvonne, die mit ihren Freundinnen aus Baden-Württemberg kam.

Dabei hatte in Yvonnes Heimat das närrische Treiben teilweise schon am frühen Morgen begonnen. Am „Schmotzigen Dunschtig“ starteten die Narren in die schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Die Einwohner von Konstanz und von Überlingen am Bodensee etwa wurden schon um 6.00 Uhr durch Fanfarenklänge geweckt. In Friedrichshafen durften sich vor allem Schulkinder freuen. Dort entmachteten Buchhorn-Hexen, Hafennarren, Seewaldkobolde und Seegrendl die Rektoren und befreiten die Schüler.

Manche Karnevalsfans hatten sich für die tollen Tage klare Ziele gesetzt, wie zum Beispiel Niklas und Lucas - ein Bär und ein Gardeoffizier - in Köln: „An erster Stelle saufen, an zweiter Stelle feiern und an dritter Stelle Frauen.“

Beim Thema „Saufen“ haben einige Städte aber gewisse Einschränkungen vorgenommen: So gilt in Teilen der Innenstädte von Köln und Düsseldorf zu Karneval ein Glasverbot, um die Verletzungsgefahr durch Scherben zu mindern. Feiernde, die Gläser oder Flaschen dabei hatten, mussten diese an Kontrollstellen abgeben. Die Polizei hat fast überall verstärkte Alkoholkontrollen angekündigt. Auch beim Urinieren in der Öffentlichkeit verstehen die Behörden keinen Spaß: In Köln hatte der Ordnungsdienst nach Angaben einer Sprecherin bis zum Nachmittag gegen rund 80 Wildpinkler Bußgeldbescheide in Höhe von 35 bis 100 Euro verhängt.

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