Schloss der Kelly Family: Kein Zuschlag beim ersten Zwangsversteigerungstermin

Brühl (dpa) - In Sportklamotten rein, im schwarzen Anzug wieder raus: Joey Kelly nutzte die Zwangsversteigerung von Schloss Gymnich am Dienstag als Showbühne. Als einziger Bieter gab er im Brühler Amtsgericht ein Gebot ab, über 1,7 Millionen Euro.

Allerdings reichte das nicht: Denn ein Interessent musste mindestens die Hälfte des Verkehrswerts von 5,3 Millionen Euro bieten, um den Zuschlag zu bekommen. Nun wird das Gericht einen neuen Versteigerungstermin in einigen Monaten bestimmen, bei dem dann keine Untergrenzen mehr gelten. Joey Kelly hat also noch Chancen, alleiniger Schlossherr des Familienbesitzes zu werden.

Die Kelly Family hatte das denkmalgeschützte Wasserschloss mit dem dazugehörenden Park 1998 für 6,7 Millionen Euro selbst ersteigert. Nach dem Tod des Vaters zogen die Kinder nach und nach aus, seit einigen Jahren steht die imposante Immobilie leer. Nach Angaben des Kelly-Sohnes gehört sie anteilig den insgesamt zwölf Geschwistern der Musiker-Familie. „Bei so vielen Miteigentümern ist ein Verkauf einfach fast unmöglich, weil immer jemand anderer Meinung ist“, hatte der 39-Jährige vor wenigen Tagen der Nachrichtenagentur dpa gesagt. „Deshalb habe ich die Versteigerung forciert.“

Beim Gerichtstermin gab Joey Kelly sich wortkarger und wollte auf Journalistenfragen nicht antworten. Gekommen war er in kurzer Radlerhose und mit Joggingjacke. Nachdem er der Rechtspflegerin einen Zettel mit seinem Gebot zugeschoben hatte, verließ er den Saal - und kam zum Ende der Bieterzeit grinsend im Anzug wieder herein. Nach Angaben von Rechtspflegerin Andrea Zaverberg ist es durchaus erlaubt, dass bei einer Zwangsversteigerung der Besitzer einer Immobilie selbst mitbietet.

Zwar befanden sich mehrere Herrschaften im Saal, die Unterlagen dabei hatten und das ausliegende „Merkblatt für Bietinteressenten“ einsteckten - aber niemand von ihnen gab ein Gebot ab. Möglicherweise warteten Interessenten ab, ob jemand die 50-Prozent-Untergrenze überschritt - um nun beim nächsten Termin mitzubieten, in der Hoffnung, das Schloss günstiger als für 2,65 Millionen Euro zu bekommen. Es kann allerdings auch passieren, dass mehrere Bieter den Preis dann in die Höhe treiben. „Ich gehe davon aus, dass beim nächsten Termin mehr herausspringt“, sagte ein Vertreter der Gläubigerbank schmunzelnd.

Das barocke Schloss Gymnich hat eine bewegte Geschichte: In den 1970er und 80er Jahren war es das Gästehaus der Bundesregierung und beherbergte in dieser Zeit zahlreiche Staatsoberhäupter aus aller Welt.

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