Rapper Psy fasziniert weltweit mit „Gangnam Style“

Seoul (dpa) - An „“ geht derzeit kein Weg vorbei. Der südkoreanische Rapper Psy hat mit seinem Tanzstück in aller Welt eine wahre Manie ausgelöst. Nicht nur gibt es bereits unzählige Parodien. Selbst Künstler wie der Chinese Al Weiwei nutzen die Popularität des Stücks.

Er reißt sich die Sonnenbrille von der Nase, tanzt wild in rosafarbenem T-Shirt und schwarzem Anzug im Freien und fuchtelt dabei mit Handschellen: Der bekannteste chinesische Künstler Al Weiwei hat den „Gangnam Style“ für sich entdeckt. Der 55-jährige Dissident parodiert auf seinem eigenen Video den mittlerweile zu weltweiter Popularität gelangten Clip des südkoreanischen Rappers Psy und nutzt das Spaßstück für seine eigenen regierungskritischen Botschaften. Dabei ahmt er den an an einen Reiter erinnernden schrägen Tanzstil Psys nach.

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter im Internet erklärt Ai, die Handschellen seien eine Anspielung auf den Ausdruck „Tanzen in Fußschellen“, was bildlich so viel wie das Fehlen von Freiheit bedeute. Auf dem Portal YouTube ist das Video bereits zehntausendfach angeklickt. Der Zugriff zu dem auch auf eine chinesische Videoplattform hochgeladenen Clip wurde kurzerhand von der chinesischen Zensurbehörde am Donnerstag gesperrt.

Die Beliebtheit von „Gangnam Style“ inspirierte bereits zu etlichen Parodien. Unter anderem geistern ein „Obama-Style“- und ein „Romney-Style“-Stück durch die Portale. Von der Welle der Begeisterung, die Psy mit seinem Megahit ausgelöst hat, ließen sich Prominente auf der ganzen Welt und selbst UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mitreißen. „Jetzt habt ihr den berühmtesten und zweitberühmtesten Koreaner in einem Gebäude“, spaßte Psy bei einem Besuch seines Landsmanns in New York. Unter anderen ahmten Popsängerin Britney Spears und Formel-1-Star Sebastian Vettel den Pferdereiter-Tanz Psys schon nach.

Psys Stück wurde mittlerweile auf YouTube mehr als 530 Millionen mal aufgerufen: Ein einsamer Rekord. Das Guiness-Buch der Rekorde konstatierte schon im September, „Gangnam Style“ sei zum beliebtesten Hit auf der Videoplattform geworden. „I Am the Cover of BILLBOARD!“ (Ich bin das Titelblatt von Billboard), twitterte Psy am Donnerstag. Das wichtigste US-Branchenmagazin titelte: „500.000.000 Psy-Fans können nicht falsch liegen.“ Mit seinem Stück hat Psy weltweit die Charts gestürmt, auch in Deutschland.

Der Erfolg von „Gangnam Style“ ist dabei dem 34-jährigen Psy, der mit bürgerlichem Namen Park Jae Sang heißt, unerklärlich. „Die Dinge, die derzeit passieren, gehen über mein Verstehen“, sagte er bei einer Pressekonferenz in Seoul nach der Rückkehr von einer dreiwöchigen Tour im September in den USA, wo er früher Musik studiert hatte. Er habe niemals erwartet, dass solche Dinge passieren. Der Vater von Zwillingen ist dabei schon lange genug im Musikgeschäft.

„Gangnam Style“ erschien auf seinem sechsten Album. Doch erst die Verbreitung als Video machte das Stück seit dem Sommer zum ersten wahren koreanischen Welthit und ihn zum Weltstar des K-Pop. „Wenn man das Video von dem Stück selbst wegnimmt, hätte es kaum die Qualität, sich weltweit zu verbreiten“, urteilt der in Südkorea lebende Filmkritiker Darcy Paquet. „Ein großer Teil der Energie kommt von den visuellen Elementen - auch von seinem Gesichtsausdruck.“

In dem Stück, das Elemente amerikanischer Popmusik mit elektronischen Tanzbeats vermischt, nimmt Psy die junge Szene im schicken Seouler Stadtteil Gangnam auf humoristische Art auf die Schippe. Er beschreibe eine Frau und einen Mann, die sich am Tage nobel gäben und in der Nacht verrückt würden, erklärt Psy. In Südkorea lockt der Sänger bei Konzerten Zehntausende von Fans an. Psy ist omnipräsent. Er ist in Werbespots im TV ebenso zu sehen wie auf großen Werbeplakaten. Sein schräges Stück wirkt auf viele Südkoreaner selbst wie eine Parodie auf den K-Pop-Stil mit seinen Boys- und Girlsgroups. Psy drück zugleich dem K-Pop-Stil seine eigene Persönlichkeit auf, glaubt Paquet. „Es ist ein Feel-good-Video, selbst wenn man nicht verstehe, um was es geht.“

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