Paderborner Ausstellung über Franz von Assisi

Paderborn (dpa) - Sein Geld ist ihm nichts wert, er schlägt sein nicht unbeträchtliches Erbe aus und setzt sich fortan für die Armen ein. Einer der Wortführer der „Occupy“-Bewegung in New York, Madrid oder Tel Aviv?

Nein. Der Mann ist seit fast 800 Jahren tot.

Das Diözesanmuseum Paderborn widmet ihm jetzt die Ausstellung „Franziskus - Licht aus Assisi“ (bis 6. Mai 2012). Sie bietet spektakuläre Stücke, einige sind erstmals in Deutschland zu sehen. Das nahe gelegene Franziskanerkloster gewährt parallel einen Einblick ins Klosterleben heute.

„Die Geschichte ist 800 Jahre alt, die Botschaft von Franziskus ist aber zeitlos“, sagt der Direktor des Erzbischöflichen Diözesanmuseums, Professor Christoph Stiegemann. Auch Bernd Schmies von der Fachstelle Franziskanische Forschung Münster sieht Bezüge von Franziskus zur heutigen Protestbewegung. „Das sind im Grunde alles ganz alte Franziskaner-Themen. Franziskaner haben schon vor Jahren vor der Deutschen Bank demonstriert.“

200 Objekte zeigt das Museum, darunter Leihgaben aus dem Louvre, dem Nationalmuseum Kopenhagen, der Pinacoteca Vaticana und aus Assisi selbst. Darunter auch Fragmente der bei dem Erdbeben 1997 beschädigten Gewölbemalereien aus der Kirche San Francesco in Assisi. Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählen eine Darstellung des Franziskus von Margaritone d'Arezzo aus dem 13. Jahrhundert sowie barocke Werke von Peter Paul Rubens, van Dyck oder auch Handschriften wie die Legende von Franziskus nach Bonaventura.

Geboren etwa 1181 als Sohn eines reichen Tuchhändlers, macht Franziskus mit 20 erste Erfahrungen mit Niederlagen, Krankheit und innerer Unruhe. Er findet zum Glauben und widmet sich den Armen und Kranken.

Um 1205 kommt es zum endgültigen Bruch mit seinem alten Leben: Nach einem Streit mit seinem Vater verzichtet Franziskus öffentlich auf sein Erbe und entledigt sich seiner irdischen Güter, einschließlich seiner Kleider. Ihm schließen sich später Gleichgesinnte an, es entsteht der Bettelorden der Franziskaner.

Äußeres Zeichen ist die braune Kutte, zusammengehalten mit einem einfachen Strick, daran drei Knoten. „Die stehen für die drei "Ratschläge" aus den Evangelien, die Armut, die ehelose Keuschheit und den Gehorsam“, erklärt Pater Robert Jauch.

Jauch ist ebenfalls Franziskaner. Er wird in den nächsten Monaten zusammen mit den anderen Mönchen im nahen Kloster die Besucher der Ausstellung „Unser Kloster ist die Welt“ über das Wirken des Ordens seit dem 19. Jahrhundert informieren. „Das ist der Brückenschlag von der Geschichte in die Gegenwart.“

Gut 350 Franziskaner gibt es noch in Deutschland, einer von ihnen ist Pater Wirinhard. Er ist seit 1954 Mönch. Er war Lehrer, Schulrektor, nun ist der Kunsthistoriker und Germanist im Ruhestand. Betteln muss er für seinen Lebensunterhalt nicht. „Ich bekomme kein Gehalt, aber ein Taschengeld von etwa 65 Euro“, erzählt der 76-Jährige - im Monat, wohlgemerkt.

Der Orden stellt Kost und Logis. Dazu gehört in Paderborn auch ein Aufenthaltsraum mit zwei Fernsehgeräten. Jedes Jahr bekommt er drei oder vier Wochen Urlaub. „Aber mir geht's doch gut, ich brauche nicht viel.“

Die Geschichte des Ordens hat auch dunkle Seiten, räumt Stiegemann ein. Denn die Franziskaner waren an den Verbrechen der Inquisition beteiligt. Allerdings nicht so stark wie die Dominikaner, sagt Stiegemann. „Es gab die Predigten der Franziskaner gegen Ketzer. Und die Missionierung hatte gelegentlich auch inquisitorische Züge.“ Dennoch habe man auf das Thema in der Ausstellung verzichtet, da der Orden nicht vorrangig in die Inquisition verstrickt gewesen sei.

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