Erste Untersuchung Kleiner Eisbär im Tierpark Berlin: Es ist ein Junge!

Berlin (dpa) - „Ich würde sagen ... ein Junge“. „Da isser.“ „Ein Junge!“ Die Freude ist den Tierärzten Günter Strauß und Andreas Knieriem anzuhören, als sie erstmals einen langersehnten Blick auf die Körperunterseite des vor rund zwei Monaten geborenen Eisbärenbabys werfen können.

Erste Untersuchung: Kleiner Eisbär im Tierpark Berlin: Es ist ein Junge!
Foto: dpa

Nach Wochen der Vorbereitung ist es der erste Arztbesuch in dem Stall im Berliner Tierpark. Der Kleine reagiert zunächst mit spitzen Schreien, wie auf einem am Freitag veröffentlichten Video zu sehen ist. Seine Mutter Tonja wurde mit Trauben, Karotten und Fleisch in der Nachbarbox versorgt, während die Männer ihr Baby in einem Eimer wiegen, ihm eine Wurmkur sowie einen Chip zur Identifikation verpassen.

Nach wenigen Minuten ist die Prozedur überstanden. „Der Kleine hat sich wacker geschlagen und war sehr neugierig“, so Knieriem. Das Geschlecht habe er schon vorher geahnt: „Auf manchen Bildern hatte sich schon so ein Stück weit etwas ... , wie soll ich sagen, etwas Verdächtiges gezeigt in der Bauchregion“, sagte er. Den ersten Eisbärennachwuchs in dem Park seit mehr als 20 Jahren persönlich zu untersuchen, hat sich der Direktor nicht nehmen lassen.

Fazit: Der Kleine habe sich „ganz fantastisch“ entwickelt. Aus dem anfangs nur meerschweinchengroßen und unbehaarten Würmchen ist ein inzwischen mehr als doppelt so großes Fellbündel wie aus dem Bilderbuch geworden. 67 Zentimeter misst er, 4,6 Kilo zeigt die Waage an. Bedeutsam ist das Geschlecht vor allem mit Blick auf spätere Zuchtprogramme, wie eine Zoo- und Tierparksprecherin sagte. „Eisbären sind eh Einzelgänger.“

Der Tierpark hat schon früher betont, keinen zweiten Knut zu wollen. Zwar brachte der Eisbär dem Zoo im Westen der Stadt vor rund zehn Jahren einen Besucheransturm, während der Tierpark im Osten ein Schattendasein führte. Doch Handaufzuchten wie bei dem von der Mutter verstoßenen Eisbären werden heute kritisch gesehen. Knieriem, der Jahre nach Knuts Tod Direktor beider Einrichtungen wurde, machte zudem deutlich, dass er nicht von einzelnen Tierstars abhängig sein, sondern mit Gesamtkonzepten überzeugen wolle.

Ein neuer Eisbärenhype dürfte dem lange Zeit defizitären Tierpark aber doch gelegen kommen. Mit Unterstützung mehrerer Medien ist jetzt die Suche nach einem Namen angelaufen. Bis 1. Februar können Fans Vorschläge einreichen.

Und ohnehin ist der Nachwuchs schon ein Internetstar: Der Tierpark dokumentiert seit der Geburt genau, was im Eisbärenstall vorgeht. Hochs wie erste Kunststückchen waren ebenso zu verfolgen wie Tiefs: Ursprünglich war der Eisbärenjunge ein Zwilling, doch sein Geschwisterchen überstand die kritische erste Zeit nicht. Die Anhängerschaft im Netz ist nun bei jedem Foto, jedem Video aufs Neue entzückt - unbeeindruckt von der Kritik von Tierschützern, die Eisbärenhaltung in Zoos generell nicht für artgerecht halten.

Das Baby erinnert einfach zu sehr an ein Kuscheltier: „Den will ich haben“ und „Ich will den klauen“ sind sich am Freitag mehrere Kommentatoren einig. Dabei ist durchaus Vorsicht geboten, wenn es mit dem Kleinen auf Tuchfühlung geht, wie Knieriem erzählte: „Er schreit sehr laut und hat mich auch noch gebissen. Was auch sein Job ist.“ Wildtier bleibt eben Wildtier.

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