Horror-Unfall: Prominente unter Todesopfern

Hamburg (dpa) - Horror-Unfall mit prominenten Opfern: Der Sozialwissenschaftler Günter Amendt, der Schauspieler Dietmar Mues und seine Ehefrau sowie die Bildhauerin Angela Kurrer sind in Hamburg von einem Auto totgefahren worden.

Die vier Opfer haben nicht den Hauch einer Chance: Ein Mann, vermutlich unter Drogeneinfluss, rast am frühen Samstagabend im Stadtteil Eppendorf mit seinem Auto bei Rot über eine Ampel und schleudert in eine Gruppe Fußgänger, die dort arglos wartet. Weitere Passanten werden leicht verletzt. Bevor der Unfallverursacher auf den Gehweg rast, rammt er ein anderes Auto. In dem anderen Wagen sitzen der Schauspieler Peter Striebeck und seine Ehefrau Ulla. Das Paar kommt leicht verletzt ins Krankenhaus.

Die prominenten Opfer werden erst am Sonntag bekannt. Doch auch davor löst der Unfall Entsetzen aus. Zahlreiche Menschen legen an der Unglücksstelle Blumen nieder und zünden Kerzen an. Mit dem Unfall am Samstag kurz vor 17 Uhr wird genau das grausam Realität, was wohl jeder Fußgänger, der an einer Ampel wartet, schon mal befürchtet hat: Autofahrer verliert die Kontrolle und rast auf den Gehweg.

Der 38-Jährige fährt über die große Kreuzung in dem sehr belebten Viertel, prallt gegen Striebecks Wagen, überschlägt sich, mäht Poller und einen Papierkorb-Mast nieder und begräbt den 71 Jahre alten Amendt unter sich. Der Sozialwissenschaftler, der als „Sexfront“-Autor und Drogenexperte bekannt war, und der 65 Jahre alte Schauspieler Mues („Tatort“, „Großstadtrevier“, „Bella Block“) sterben noch an der Unfallstelle. „Wir sind geschockt. Unser Mitgefühl ist bei den Angehörigen“, sagte Schauspielhaus-Sprecherin Anka Dohmen. Wie Hamburger Medien berichteten und die Polizei bestätigte, kam auch Bildhauerin Kurrer ums Leben.

Mit einem Großaufgebot eilen die Rettungskräfte zur Unfallstelle: Vier Notärzte, der Großraumrettungswagen der Feuerwehr, die Besatzungen von 19 Funkstreifenwagen und der Polizeihubschrauber sind im Einsatz. Die Retter versuchen noch, Amendt, Mues und Kurrer wiederzubeleben - aber die Verletzungen sind zu schwer. Mues' Ehefrau wird noch ins Krankenhaus gebracht, doch auch sie stirbt wenig später. Notfallseelsorger kümmern sich um Beteiligte und Zeugen.

An der belebten Kreuzung treffen sechs Straßen aufeinander, die unter anderem Richtung Flughafen führen. Geschäfte und Restaurants reihen sich aneinander. Das Auto schleudert vor einem Bäcker an der Ecke Eppendorfer Baum/Lehmweg in die Menschengruppe - gegenüber der Weinbar von TV-Köchin Cornelia Poletto.

Anwohner reagieren nach dem entsetzlichen Unfall geschockt: „Es gab einen lauten Knall“, sagt der 64 Jahre alte Pierro Rossini. „Ich habe gerade Fußball geguckt und dachte, ein Haus ist eingestürzt oder etwas ist explodiert.“ Er habe sich sofort seine Jacke geschnappt, sei nach draußen gerannt und habe das Unglück gesehen: „Mehrere Menschen lagen auf dem Fußweg, man hörte laute Schreie“, beschreibt er den furchtbaren Anblick. Fahrräder hätten herumgelegen, und auch ein Kinderwagen. „Ich habe so etwas noch nicht gesehen“, sagt der Mann, der seit 32 Jahren in dem Stadtteil lebt. Hinter Absperrbändern schauen zahlreiche Eppendorfer zu - erschrocken über das, was sie sehen. Unter ihnen Maria G., die bereits das Schlimmste befürchtet: „Diese weißen Bettlaken, mit denen die Rettungskräfte alle verdecken, sind ja schon ein schlechtes Zeichen.“

Für mehrere Stunden bleibt die Kreuzung gesperrt. Die Ermittler der Polizei sichern am Ende die Spuren - und veranlassen einen Drogentest bei dem Unfallfahrer. Der Mann selbst ist nur leicht verletzt. Auf das Ergebnis des Bluttests müsse man noch warten, damit sei nicht mehr am Wochenende zu rechnen, sagt Polizeisprecher Andreas Schöpflin am Sonntag. Doch das Ergebnis des Schnelltests im Urin liegt der Polizei bereits vor - Ergebnis: positiv. Man stellte den Haschisch-Wirkstoff THC fest. Gegen den 38-Jährigen wird nun ermittelt.

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