Historisches Archiv: Erste Originale wieder nutzbar

Köln (dpa) - Fast drei Jahre nach dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs sind die ersten verschütteten Original-Dokumente wieder nutzbar. Seit Dienstag können Wissenschaftler und andere Interessierte im neu eröffneten Lesesaal des Restaurierungszentrums mit den historischen Schriften und Fotos arbeiten.

„Es ist ein Anfang“, sagte der Kölner Kulturdezernent Georg Quander. „Wir können zwar nicht viel zeigen - aber wir können etwas zeigen.“

Zu sehen sind unter anderem mehr als 600 Urkunden aus dem Mittelalter - insgesamt müssen die Fachleute in mühevoller Kleinarbeit knapp 60 000 beschädigte Urkunden trocknen, restaurieren und digitalisieren. „Alle Urkunden sind mit Staub bedeckt, viele Siegel sind beschädigt“, erläuterte Archivdirektorin Bettina Schmidt-Czaia. Die Restaurierung aller Dokumente wird voraussichtlich mehr als 30 Jahre dauern.

Rund 50 von einst 1800 Handschriften sind ebenfalls wieder einsehbar. Zehn von ursprünglich 20 Kilometern Akten und etwa die Hälfte der 150 000 Bibliotheksbände stehen bereit. Unter den restaurierten Stücken ist der „Kölner Verbundbrief“ von 1396, die zentrale Verfassungsurkunde der damaligen Reichsstadt Köln. Auch eine Disziplinarakte aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges konnten die Experten wiederherstellen.

Insgesamt wurden nach dem Archiveinsturz etwa 95 Prozent des Archivguts geborgen. Etwa ein Drittel davon sei nahezu zerstört; über die Hälfte weise schwere Schäden auf, die aber restauriert werden könnten, sagte Schmidt-Czaia. Die geborgenen Dokumente sind vorübergehend auf rund 20 Archive in ganz Deutschland verteilt. Dort werden sie nach und nach erfasst und geordnet, ehe die teils sehr aufwendige Restaurierung beginnt. „Insgesamt wird dieser Prozess 30 bis 40 Jahre in Anspruch nehmen“, sagte Schmidt-Czaia. Die Kosten werden auf bis zu 400 Millionen Euro geschätzt.

Das Historische Archiv war am 3. März 2009 eingestürzt. Bei dem Unglück kamen zwei Menschen ums Leben. Die genaue Unfallursache steht noch nicht fest, ein Zusammenhang mit einer benachbarten U-Bahn-Baustelle gilt aber als wahrscheinlich. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

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