„Aus dem Nichts“ Fatih Akin und die Hoffnung auf den Oscar

München (dpa) - „Freude, Erleichterung, Stolz, Nervosität“: Regisseur und Drehbuchautor Fatih Akin kann sein Glück kaum fassen. Mit dem NSU-Drama „Aus dem Nichts“ geht er für Deutschland ins Rennen um den Auslands-Oscar.

„Aus dem Nichts“: Fatih Akin und die Hoffnung auf den Oscar
Foto: dpa

„Das ist so ein Gefühlsbad“, sagt der Filmemacher kurz nach der Bekanntgabe in München. Eine neunköpfige Fachjury hatte sich unter elf Filmen für das Werk des Hamburger Regisseurs entschieden. Die mitreißende Erzählkraft habe überzeugt, heißt es zur Begründung.

Der Film, der beim Filmfest in Cannes Weltpremiere hatte und am 23. November in die deutschen Kinos kommen soll, erzählt die Geschichte von Katja, gespielt von Hollywoodstar Diane Kruger. Verheiratet mit dem Kurden Nuri lebt sie mit ihm und dem gemeinsamen kleinen Sohn in Hamburg. „Aus dem Nichts“ zerbricht Katjas ganze Welt. Ihr Mann und ihre Sohn sterben bei einem Bombenanschlag. Schon bald kristallisieren sich Parallelen zu den Morden des rechtsextremen NSU heraus - ein junges Neonazi-Paar wird verdächtigt. Katja will Gerechtigkeit, und das um jeden Preis.

Der Film sei Drama, Thriller und Gerichtsfilm zugleich - schonungslos und mitreißend, sagt Jurymitglied Rainer Matsutani vom Bundesverband Regie bei der Präsentation des deutschen Oscar-Kandidaten. Oder wie Akin selbst sein Werk beschreibt: „Der Film kommt wie ein Faustschlag in die Fresse, man kann ihn lieben oder hassen: Aber er lässt dich nicht kalt.“ Die Academy könnte vielleicht genau wegen der hemmungslosen Erzählweise etwas damit anfangen.

Mit der Ernennung zum deutschen Kandidaten hat es der Film aber noch nicht zu den Oscars geschafft. Erst muss sich das Werk eines der erfolgreichsten Regisseure Deutschlands noch gegen die Konkurrenz aus aller Welt durchsetzen. Nur fünf Filme bekommen am 23. Januar 2018 die begehrte Nominierung für den Auslands-Oscar - und somit auch eine Eintrittskarte zur feierlichen Oscar-Gala am 4. März in Los Angeles.

So eine seltene Eintrittskarte hatte Regisseurin Maren Ade mit ihrem gefeierten Film „Toni Erdmann“ im vergangenen Jahr ergattert. Bei der Verleihung ging das komödiantische Familiendrama aber leer aus. Den letzten deutschen Auslands-Oscar-Erfolg feierte das DDR-Drama „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck im Jahr 2007.

Fatih Akin war schon einmal deutscher Oscar-Kandidat: 2008 trat sein Film „Auf der anderen Seite“ an, schaffte es aber nicht in die Endauswahl. Diesmal könnte nicht nur die Intensität von „Aus dem Nichts“ und das politische Thema gute Chancen für eine Oscar-Nominierung bringen, sondern auch die überragende und auch in Hollywood geschätzte Diane Kruger. Für ihre Rolle wurde sie in Cannes als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

Vielleicht hat auch Kruger eine Chance auf eine Oscar-Nominierung. „Das wäre ja geil, wenn er (der Film) zwei Nominierungen kriegt“, kommentierte Akin in seiner sympathisch-unkomplizierten Art. Kruger sei wie eine gute Boxerin: „Die für eine Überraschung gut ist.“

In den nächsten Wochen und Monaten geht es für Akin in die USA auf Tour, um für sein Werk zu werben. „Ich kenne Cannes, ich kenne die Berlinale, ich kenne Venedig - diese Anzugträger in Hollywood, die kenne ich jetzt nicht so gut, aber ich bin neugierig“, sagte er.

Doch bevor es über den Großen Teich geht, wird erstmal gefeiert: Nicht nur die Wahl seines Films, sondern auch der anstehende 44. Geburtstag an diesem Freitag. Die Nominierung sei schon mal ein „schönes Geburtstagsgeschenk“.

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