Unesco Eiszeitkunst-Höhlen sind Weltkulturerbe

Krakau/Ulm/Bernau (dpa) - Diese Entscheidung des in Krakau tagenden Unesco-Komitees ist schnell gefällt: Nach knapp 15-minütiger Beratung nimmt es die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst auf der Schwäbischen Alb in die begehrte Welterbe-Liste auf.

Unesco: Eiszeitkunst-Höhlen sind Weltkulturerbe
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Die sechs Höhlen in Baden-Württemberg gelten als eines der wichtigsten Ausgrabungsgebiete für Archäologen - sie bergen einige der ältesten Kunstwerke der Menschheit: aus Stoßzähnen gefertigte Miniaturen etwa von Wildpferden, Mammuts, Löwen, Bären und Vögeln sowie Flöten aus Vogelknochen. Zeugnisse einer besonders wichtige Phase der Menschheitsentwicklung, wie Experten betonen. Darüber sind sich auch die Welterbe-Experten einig: Einwände gegen die deutsche Nominierung gibt es keine, stattdessen wird den deutschen Unesco-Delegierten überschwänglich gratuliert.

Unesco: Eiszeitkunst-Höhlen sind Weltkulturerbe
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Jubel herrscht auch vor Ort: „Die Auszeichnung ist eine große Ehre“, freut sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) über den Titel. „Die einzigartigen Fundstätten auf der Schwäbischen Alb zeigen, dass die Wiege der Kunst und der Musik im Ach- und Lonetal zu finden ist“, fügt er hinzu. Der Unesco-Titel verpflichte Baden-Württemberg nun, dieses kulturelle Erbe der Menschheit zu erhalten.

Auch Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) betonte Dieses Erbe gelte es zu schützen und für nachfolgende Generationen zu bewahren. Die Welterbestätte repräsentiere die kulturelle Vielfalt und Geschichte des Bundeslandes. „Sie ist einzigartig, faszinierend und von überragender Bedeutung.“

Wer die Höhlen besucht, begibt sich auf eine Tour zurück in eine Zeit, da der anatomisch moderne Mensch, der Homo sapiens sapiens, den Neandertaler abgelöst hatte und sich aufmachte, Kunstwerke, Schmuck sowie Musikinstrumente zu schaffen. Seit sich Forscher Mitte des 19. Jahrhunderts in der Alb ans Graben machten, förderten sie etliche Zeugnisse eines menschlichen Wirkens zu Tage, das vor rund 40 000 Jahren erstmals klar über Verrichtungen zur Lebens- und Arterhaltung hinausging: Instrumente und Statuen, darunter auch der 31 Zentimeter große „Löwenmensch“ - ein Mischwesen zwischen einem aufrecht stehenden Menschen und einem Löwen, der davon zeugt, das sich bereits Eiszeitmenschen mit mythischen Glaubensvorstellungen beschäftigten.

In den Eiszeithöhlen fanden Forscher auch die als älteste Frauenfigur geltende „Venus vom Hohle Fels“ - die rund 40 000 Jahre alte Dame mit den enormen Brüsten wurde 2008 bei Grabungen in der Hohlefels-Höhle entdeckt. 2016 erklärte die Unesco die Le-Corbusier-Häuser in der Stuttgarter Weissenhofsiedlung zum Welterbe, die Höhlen der ältesten Eiszeitkunst sind nun für Deutschland der 42. Titel.

Auch beim Erweiterungsantrag des Welterbes Bauhaus ist sich das bis zum 12. Juli tagende Welterbe-Komitee schell einig und nimmt die Laubenganghäuser in Dessau-Roßlau und die Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes ADGB in Bernau bei Berlin in die bereits bestehende Stätte auf. Damit sei eine „wesentliche Lücke“ geschlossen worden, begrüßt Sachsen-Anhalts Kulturminister Rainer Robra (CDU) die Entscheidung.

Bisher gehörten in Weimar die ehemalige Kunstschule, die ehemalige Kunstgewerbeschule und das Haus am Horn dazu. In Dessau waren es das Bauhausgebäude und die Meisterhäuser. Die Bauhaus-Architektur gilt als Grundstein der Moderne. Der Bauhaus-Gedanke steht für Funktionalität, klare Linien und eine neue Form des Wohnens.

Von den deutschen Nominierten muss sich nur Naumburg weiter gedulden: Den Antrag zu seiner Kathedrale und der hochmittelalterlichen Kulturlandschaft an Saale und Unstrut lässt die Unesco auch in zweiter Fassung nicht durch. Dennoch ist man in Sachsen-Anhalt nicht enttäuscht. „Wir sind begeistert und erleichtert“, sagt der Landrat des Burgenlandkreises, Götz Ulrich (CDU). Groß war nämlich seine Sorge, das Unesco-Komitee könnte der Empfehlung seiner Berater folgen und den Antrag komplett ablehnen.

Die mildere Entscheidung lautet aber, Naumburg solle sein Dossier innerhalb von drei Jahren überarbeiten und sich dabei auf den Dom, der vor allem wegen der zwölf Skulpturen der Dom-Stifter bekannt ist, beschränken. Dies stimmte Ulrich optimistisch: „Jetzt bleibt ein relativ leichter Schritt, um anerkannt zu werden. Oder anders gesagt: Der Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt, und der Tormann steht nicht mal im Tor.“

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