Echo 2012: Zwischen Niedecken und Newcomer Bendzko

Berlin (dpa) - Keine Preisverleihung ohne emotionalen Höhepunkt - beim diesjährigen Echo meldete sich BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken zurück. Der 60-Jährige bekam einen Preis für sein Lebenswerk und hatte seinen ersten großen öffentlichen Auftritt nach dem Schlaganfall im November.

Laudator Campino würdigte das politische Engagement Niedeckens und dass er sich damals für Kölsch als Sprache entschieden habe: „Ein ganzes Land hat ihn dafür geliebt.“ Dem BAP-Sänger schossen bei der Lobesrede die Tränen in den Augen. „Vielen Dank an meine Schutzengel und an meine Nachkommen“, sagte er auf der Bühne. Zum Finale sangen die Gäste Niedeckens größten Hit: „Verdamp lang her“.

Ansonsten war beim Echo in der Messe Berlin mit seinen vielen Kategorien für jeden was dabei: Marilyn Manson freute sich auf „Rrrrammstein“ und ließ es musikalisch zusammen mit seiner Lieblingsband auf der Bühne richtig krachen.

„Unser Star für Baku“ Roman Lob kam und sang (siegte aber noch nicht), dafür aber räumte der smarte Newcomer Tim Bendzko ab, Udo Lindenberg gleich zweimal, ebenso wie Soul-Größe Adele, die aber nicht angereist war. In Abwesenheit wurden auch Bruno Mars und Rosenstolz geehrt. Rapper Casper („XOXO“) war vierfach im Rennen und nahm einen Preis als bester Hip-Hop-Künstler mit nach Hause.

Die Show startete mit einem Medley deutscher Hits. „Was für ein schöner Donnerstag“, jubelte Moderatorin Barbara Schöneberger, eine Anspielung auf den frisch gewählten Bundespräsidenten Joachim Gauck, der nach seiner Wahl am Sonntag „Was für ein schöner Sonntag!“ ausgerufen hatte.

Es gab beim Echo viel zu gucken: Lindenberg & Jan Delay posierten mit Matrosenmädchen, Katy Perry kam in einer Kreuzung aus Glitzer-Robe und Gymnastikanzug. Lana Del Rey hielt ihren Schmollmund ans Mikro und hauchte ihren Hit „Video Games“ - beste Newcomerin wurde aber nicht sie, sondern die Holländerin Caro Emerald. Kraftklub lieferten einen Auftritt mit viel Pyrotechnik und die gut gebräunten „DSDS“-Stars Pietro Lombardi und Sarah Engels, beide unter den Nominierten, kuschelten miteinander.

Barbara Schöneberger und Ina Müller knutschten auf der Bühne - wie einst Madonna und Britney Spears. Müller wurde als beste Künstlerin national Rock/Pop geehrt und für ihre NDR-Show geehrt. Ein Echo blieb dabei aber in Schönebergers Handtasche stecken.

Einen Skandal hatte die Show nicht zu bieten, dafür war die Promi-Dichte hoch. „Würden wir nicht moderieren, wir würden gucken“, flöteten die Gastgeberinnen. Im vergangenen Jahr hatte die ARD-Show im Schnitt 3,51 Millionen Zuschauer. Der Echo wird seit 1992 verliehen und versteht sich als deutsche Antwort auf die Grammys und die Brit Awards. Bei der Vergabe spielt der Verkauf eine große Rolle, es gibt aber auch eine Jury.

Am Vorabend wurden bei einem Benefiz-Dinner bereits die erste Trophäen verliehen: Der Graf, Sänger der Band Unheilig, bekam einen Ehren-Echo für sein soziales Engagement. Der Musiker ließ sich wegen einer Kehlkopfentzündung entschuldigen. Den Kritikerpreis erhielt das Elektro-Duo Modeselektor mit seinem Album „Monkeytown“. Nach dem Echo versuchte mancher noch mit Tricks, auf die Aftershow-Party zu gelangen: „Brauchst du dein Bändchen noch?“

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