Comeback: Cat Stevens alias Yusuf in Hamburg

Hamburg (dpa) - Das Licht in der Arena war kaum erloschen, schon ertönten vor dem Konzert die ersten Rufe und Pfiffe aus der Menge.

Das Publikum wollte endlich den Mann auf der Bühne wiedersehen, der es in den 60er Jahren fast über Nacht zu Weltruhm gebracht hatte und dann urplötzlich von der Bildfläche des Pop verschwunden war: Cat Stevens, heute bekannt unter dem Künstlernamen Yusuf. Seine Abkehr vom Showbusiness schien endgültig.

Nach langen Jahren abseits der Bühne kam er am Dienstagabend nach Hamburg, um sein erstes Deutschlandkonzert seit 35 Jahren zu geben. Und plötzlich saß er dort, allein auf einem Hocker im Scheinwerferlicht, mit weißem Vollbart, seiner Akustikgitarre und begann zu spielen, als ob nichts gewesen wäre. Was folgte, waren zwei bewegende Stunden mit einem großen Musiker und noch größeren Liedermacher.

„Manchmal geht man auf eine Reise und weiß nicht, wohin sie einen trägt“, erklärte er nach „Blackness of the Night“. Die Anspielung war eindeutig: Seine eigene Reise hatte den Folk-Sänger 1977 zum Islam geführt, nachdem er beim Schwimmen in Kalifornien fast ertrunken wäre und die Rettung durch eine Welle als göttliche Fügung deutete. Dem Popzirkus kehrt er daraufhin den Rücken, um sich ganz dem Glauben hinzugeben, ließ all seine Instrumente versteigern und stiftete sein Vermögen an Koranschulen und für wohltätige Zwecke.

Schnell wurde am Dienstag klar, dass diesem neuen Yusuf der alte Cat Stevens während seiner Sinnsuche nicht abhandengekommen ist. Die altbekannt markante Stimme ruft zwischen den Gitarrenriffs der Softrock-Balladen nach einer besseren Welt, in der Kinder spielen, die Natur blüht und für Kriege kein Platz bleibt. Auch sein geplantes Musical „Moonshadow“ spielt in dieser fantastischen Welt, in der ein Junge namens Stormy auszieht, um sein Glück zu finden und dabei vielen Verführungen widerstehen muss.

Die antiken Motive von Auszug, Abenteuer und Heimkehr eines Helden ziehen sich immer noch durch das Werk des fünffachen Vaters. „Es gibt zwei Arten von Geschichten: die vom Aufbruch und die von der Rückkehr“, sagte er vor einer der neueren Musical-Nummern. Yusuf selbst hat nun beide erlebt. Er ist dabei ein singender Geschichtenerzähler geblieben, der damals wie heute Trost spenden will gegen die Übel dieser Erde. Auch für die Opfer der Unruhen in Nordafrika hat der 63-Jährige deshalb ein paar Liedzeilen komponiert: „My People“ ist angeregt durch den jüngsten Aufstand in Ägypten.

Trotz solch ernster Themen und einer kleinen Portion Weltschmerz mangelte es dem Briten nicht am nötigen Witz, um die knapp 6000 Besucher der Hamburger O2-Arena den Abend über bei Laune zu halten. Immer wieder setzte er zu den ersten Takten des ersehnten Klassikers „Moonshadow“ an, um dann abzubrechen und trocken zu bemerken: „Das spiele ich später.“ Bevor es endlich soweit sein sollte, steigerten er und seine siebenköpfige Band im Lauf des Abends das Tempo und verknüpften auch mehrere Titel zu längeren Medleys.

Die Höhepunkte dieser bewegenden Reise durch sein musikalisches Werk hatte sich der Mann mit dem sanften Blick bis zum Schluss aufgespart. Als er bei „Wild World“ und „Father and Son“ auch die letzten kuschelnden Pärchen aus ihren Sitzen geholt hatte, war seine lange Auszeit längst vergeben. „Morning has broken“ wird zu einem Chor der 6000, die sich selig ihrer eigenen Jugend erinnern. Einige Klassiker fehlen, zum Beispiel „My Lady d'Arbanville“ und „Sad Lisa“. Bei der Zugabe erlöste er die Menge schließlich mit dem lang erhofften „Moonshadow“ und schloss den Abend mit „Peace Train“.

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