Wenn Autos ohne Fahrer einparken

Braunschweig (dpa) - Was vor wenigen Jahren noch Science-Fiction war, beginnt im Alltag der Autofahrer immer realer zu werden. Hochtechnisierte Systeme übernehmen ständig mehr Aufgaben.

Die Suche nach einem Parkplatz kann so einfach sein - Valet-Parking heißt das Zauberwort. Vor edlen Hotels übernimmt seit jeher ein Portier die Aufgabe. Verkehrsforscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) haben am Dienstag (29. Januar) in Braunschweig gezeigt, dass auch hochentwickelte Sensorentechnik im Zusammenspiel mit dem Smartphone das Einparken übernehmen kann. Wie von Geisterhand findet das fahrerlose Auto einen freien Parkplatz und parkt zentimetergenau in die kleinste Lücke ein.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Autofahrer spart Zeit und Nerven, die Umwelt wird nicht durch eine lange Suche belastet und der Parkraum wird optimal genutzt. „Das zwei Stellplätze durch schiefes Einparken besetzt werden, gibt es nicht mehr“, versichert Prof. Karsten Lemmer, der das DLR-Projekt leitet.

Noch ist das System zwar nicht auf dem Markt, aber Lemmer ist sich sicher, dass sich Autofahren in den nächsten zehn Jahren extrem verändern wird: „Die Entwicklung ist rasant“, stellt er fest. „Wenn ich vor zehn Jahren etwas vom automatischen Einparken gesagt habe, haben die Leute abgewunken“, erinnert er sich. Mit Fahrerassistenzsystemen wie ABS, ESP oder Einparkhilfen habe die Zukunft jetzt längst begonnen. All diese Systeme gehören zu den teilautomatisierten, die der Fahrer ständig überwachen muss.

Nicht ganz so zeitnah, aber dennoch in vorstellbaren Zeiträumen, werden laut Prof. Markus Maurer von der Technischen Universität (TU) Braunschweig auch die automatisierten Systeme, wie Valet-Parking, auf die Märkte kommen. Dabei geht es um weit mehr als technische Spielereien: Autofahren soll umweltfreundlicher, zeitsparender, komfortabler und vor allem sicherer werden. Von den jährlich etwa 4000 tödlichen Unfällen in Deutschland sind laut Maurer mehr als 95 Prozent auf menschliches Versagen zurückzuführen.

„Automatisches Einparken wird eines der ersten marktreifen Systeme sein“, meint Maurer, der 2010 Leonie auf die Straße brachte. Leonie ist das erste fahrerlose Auto gewesen, das zu Forschungszwecken auf öffentlichen Straßen fahren durfte. Für den gesamten Niedriggeschwindigkeitsbereich, also auch bei Stau- und Stopp-and -Go-Situationen, könne der Kunde jährlich mit Neuerungen rechnen.

Schwieriger wird es laut Maurer überall dort, wo schnell gefahren wird - die Ansprüche an die Technik sind hoch: „Bei jeder Neuentwicklung müssen auch die unwahrscheinlichsten Fälle mit einkalkuliert werden“, erläutert er.

Das DLR als neutrale Großforschungseinrichtung ist dabei, für Industrie und Forschung die „Anwendungsplattform Intelligente Mobilität“ (AIM) aufzubauen. „Die Idee ist, eine Infrastruktur für viele Forschungsprojekte anzubieten“, erläutert Lemmer von der DLR. Damit sollen Forschungsgelder gespart werden und die Ziele schneller erreicht werden. AIM wird von der EU, dem Bund und dem Land gefördert. „Valet-Parking“ ist ein Projekt von AIM.

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