Welche Fahrschule die Richtige ist

Einige Firmen locken mit günstigen Angeboten. Aber nicht nur der Preis ist wichtig, sondern auch die Qualität.

Düsseldorf. Mit 17 taucht sie zum ersten Mal auf: die Frage nach dem Führerschein. Waren sie vorher nur Beifahrer, wollen Jugendliche endlich selbst das Lenkrad übernehmen. Dafür investieren sie viel Geld — und sie müssen aufpassen, nicht betrogen zu werden.

„Das Problem von Dumpingpreisen bei Fahrschulen ist uns bekannt“, meint Kurt Bartels, stellvertretender Vorsitzender des Fahrlehrerverbands Nordrhein. Seit einigen Jahren herrsche in der Branche ein enormer Wettbewerbsdruck. Den bekommt jetzt auch Björn Klotzki von der Neusser Fahrschule Klotzki/Wismann zu spüren. „In dem Ausmaß ist mir das allerdings neu“, sagt er.

Vor allem die Fahrschule I Drive setze mit einer Anmeldegebühr von 99 Euro auf niedrige Preise. „Der Standard sind eigentlich 200 Euro, da kann einfach kein Mensch mithalten.“ Gleichzeitig warnt Klotzki vor versteckten Preisen: „Wenn Schüler zu früh beim Tüv vorgestellt werden und durchfallen, wird es zum Beispiel richtig teuer, denn an Prüfungsfahrstunden verdienen Fahrschulen gut.“ Den Vorwurf von Dumpingpreisen will sich der Geschäftsführer von I Drive, Yasar Calik, nicht gefallen lassen. Er begründet das Angebot damit, dass er neben Neuss auch in Düsseldorf und Grevenbroich Filialen seiner Fahrschule betreibt. „Das rentiert sich über die Masse. Ich habe im Monat circa 80 Anmeldungen nur für die Klassen A und B“, sagt Calik. „Bei zehn Schülern pro Tag würde sich der Preis nicht lohnen. Ein Dumpingpreis wäre es, wenn ich 30 Euro Anmeldegebühr nehmen würde.“ Eine Pkw-Fahrstunde kostet bei Calik 35 Euro — ein relativ normaler Preis, gibt Klotzki zu.

26 bis 34 Fahrstunden benötigt laut Calik ein durchschnittlicher Fahrschüler, insgesamt koste der Führerschein mit Prüfung 1300 bis 1600 Euro. Kurt Bartels vom Fahrlehrerverband Nordrhein geht zumindest in der Großstadt von 35 bis 45 Fahrstunden und einem Führerscheinpreis zwischen 1500 und 2200 Euro aus. „Dazu kommen circa 200 Euro für Gebühren, die die Fahrschule nicht zu verantworten hat, wie zum Beispiel die Vorstellung beim Tüv.“

Bartels rät, bei der Wahl der Fahrschule vorher alle Kosten zu beachten. „Häufig biten Fahrschulen Dumpingpreis über billige Grundbeträge und billige Fahrstunden an, die Kosten für die Prüfung sind dann aber exorbitant.“ Bei einer seriösen Ausbildung werde der Schüler mit eingebunden, und der Fahrlehrer gehe offen mit dessen Ausbildungsstand um. „Hilfreich ist eine Checkliste, auf der abgehakt wird, was der Schüler schon gelernt hat.“

Um den Service für Fahrschüler zu verbessern, hat sich Klotzki mit zehn weiteren Neusser Fahrschulen zusammengetan und die Interessengemeinschaft Neusser Fahrschulen gegründet.

Die Gemeinschaft will regelmäßig Aktionen anbieten, sich untereinander austauschen und überlegen, wie Kosten gesenkt werden können. Viel Spielraum dafür sieht Klotzki nicht: „Eigentlich müssten wir heute schon locker 40, 50 Euro pro Fahrstunde nehmen, um wirtschaftlich arbeiten zu können.“

Fahrschülern rät Kurt Bartels, nicht nur auf den Preis zu achten. Falls die Ausbildung schlecht sei, könnte man jederzeit auch ohne Angaben von Gründen die Schule wechseln — das stehe im Regelfall zumindest im Ausbildungsvertrag in den vereinheitlichten Allgemeinen Geschäftsbedingungen.

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