Tüv-Umfrage: Autonomes Fahren ruft nach Datenschutz

Wer soll die gesammelten Informationen sichern und überwachen? Die Endverbraucher setzen mehrheitlich auf unabhängige Dritte.

Ein selbstfahrendes Auto von Google wird in Mountain View (Kalifornien, USA) getestet.

Ein selbstfahrendes Auto von Google wird in Mountain View (Kalifornien, USA) getestet.

Foto: Andrej Sokolow

Köln. Die Erwartungen der Automobilbranche an das autonome Fahren sind groß. Beim Wuppertaler Zulieferer Delphi beispielsweise arbeitet man intensiv an der Verbesserung der Technik. Für Tests im Straßenverkehr liegen die Genehmigungen von Bund und Land schon lange vor. Die hohe Akzeptanz der deutschen Autofahrer, die der Tüv Rheinland dem autonomen Fahren in seiner repräsentativen Umfrage bescheinigt, ist da ein zusätzlicher Rückenwind.

„Das Ergebnis hat uns erstaunt“, sagt Matthias Schubert, weltweiter Chef des Geschäftsbereichs Mobilität beim Tüv Rheinland. Denn die Berichte von ersten Unfällen gibt es schon, auch wenn seit Anfang des Jahres feststeht, dass der tödliche Unfall mit einem selbstfahrenden Tesla vor einem Jahr in den USA nicht auf technische Fehler zurückzuführen ist. Stattdessen haben die US-Verkehrsaufsichtsbehörden menschliches Versagen als Unfallursache ausgemacht.

Die Umfrage des Tüv Rheinland macht aber auch deutlich, dass die Autofahrer in Deutschland vor allem den deutschen Herstellern zutrauen, zuverlässige autonom fahrende Autos zu bauen. Mercedes rangiert mit 19,5 Prozent vor BMW (18,7) und Audi (15,3). Erst auf Platz vier rangiert Tesla (9,7), gefolgt von VW (7,8). Noch bewegt sich der Entwicklungsstand laut Schubert zwischen den Stufen zwei (teilautomatisiert; der Fahrer muss das System dauerhaft überwachen) und drei (hochautomatisiert; der Fahrer muss das System nicht mehr dauerhaft überwachen, aber in der Lage sein, zu übernehmen). Technologisch, glaubt der Tüv-Experte, ist die Branche in fünf Jahren so weit, komplett fahrerloses Fahren zu ermöglichen. In Deutschland wäre das nach jetzigem Stand aber überhaupt noch nicht erlaubt.

Torsten Brämer, Vertriebschef Mobilität beim Tüv Rheinland, rechnet mit einer stufenweisen Freigabe des automatisierten Fahrens, auf der Autobahn eher als in komplexen Verkehrssituationen wie einem innerstädtischen Kreisverkehr. Unter den befragten Autofahrern lehnen aber gut 14 Prozent autonomes Fahren auf der Autobahn kategorisch ab, in der Stadt und auf der Landstraße nur gut zehn Prozent. Die große Frage ist auch, wer Zugriff auf und Kontrolle über die bei der neuen Technik unweigerlich gesammelten Datenmengen erhält. Unabhängige Dritte rangieren dabei vor den Automobilherstellern, Softwareunternehmen wie Microsoft oder SAP und Internetgiganten wie Google. Der Tüv Rheinland sieht das als Bestätigung für die eigenen Bemühungen, in dem Markt Fuß zu fassen.

Die Frage, ob sein Unternehmen dazu überhaupt in der Lage sei, beantwortet Schubert differenziert. In Teilbereichen sei eine Überwachung der Technik, des Datenschutzes und der Datensicherheit schon leistbar. „Aber das ist eine sehr aufwendige Arbeit.“ Was auch daran liegt, dass die Automobilhersteller nur sehr zurückhaltend Einblick in ihre Datenverarbeitung gewähren. Klar ist auf jeden Fall: Die regelmäßige Überwachung der selbstfahrenden Autos stellt Prüforganisationen wie den Tüv Rheinland noch vor große Herausforderungen.

Eine große Herausforderung wird auch der schleichende Technikübergang werden. Denn das Zusammenspiel von automatisierten und miteinander kommunizierenden Fahrzeugen einerseits und herkömmlichen Wagen andererseits birgt weitere Probleme. Der Verkehrsfluss ohne den lenkenden Menschen — noch ist er trotz aller Erwartungen Zukunftsmusik.

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