Premieren 2009: Kleine Autos und große Ängste

Trotz Krise werden im neuen Jahr rund 170 neue Pkw-Modelle angeboten.

Düsseldorf. Einen solchen Jahresbeginn hat die Autobranche seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt. Die Verkaufszahlen sind seit letztem Sommer weltweit im Sturzflug. Manche Analysten meinen sogar, dies sei beispiellos in der Automobilgeschichte.

Die Wirtschafts- und Finanzkrise und eine über Jahre falsche Modellpolitik hat den weltgrößten Automarkt in den USA an den Rand des Zusammenbruchs getrieben. Nun meldet gar der Primus der Branche, Toyota, erstmals in seiner Geschichte rote Zahlen.

Die Autobauer tasten sich durch dichten Nebel ins neue Jahr. Mehr denn je ist die Branche - quer durch die Marken - gezwungen, ihre bisherige Modellpolitik in Frage zu stellen. Kurzfristige Antworten sind unrealistisch.

Zunächst dürfte die Talfahrt anhalten, darin sind sich alle Prognosen einig. Wenn am kommenden Wochenende in Detroit die erste große Automesse des Jahres startet, wird ein ungewöhnlicher Mix aus Depression und Neuanfang zu beobachten sein. Wie weiter? Was Daimler- Chef Zetsche vor der Jahreswende sagte, mag beinahe wie das Pfeifen im finsteren Walde geklungen haben, aber bei Lichte betrachtet, hat er Recht: "Das beste Rezept gegen die Krise sind überzeugende Produkte."

Und das sind vor allem Autos, deren Produktion wieder auf einem intakten globalen Finanzkreislauf ruht und deren technische Qualitäten Kunden locken, dafür Geld auszugeben. Darum wird es auch 2009 Auto-Premieren geben. Dass es in der Summe deutlich weniger als früher werden, liegt nicht so sehr an der Krise.

Viele Hersteller haben ihr Premieren-Pulver, wie Opel mit dem Insignia oder Audi mit dem Q5 im Vorjahr, bereits verschossen. Also mit technisch hochwertigen Fahrzeugen, die nun mit im Krisenstau stecken - obwohl sie deutlich sparsamer sind als vergleichbare Autos vor zehn Jahren, obwohl sie spürbar sicherer und umweltfreundlicher sind. Aber ihre Entwicklung und Herstellung verschlingt weltweit soviel Geld wie nie zuvor.

Da ist es kein Wunder, dass beim Blick auf die rund 170 Premieren des Jahres eine Fülle kleiner Autos ins Auge fällt. Volkswagen bringt den neuen Polo an den Start. Toyota setzt auf den kleinsten Viersitzer der Welt, den "iQ", der gerade mal drei Meter lang ist. Pixo heißt der Mini von Nissan, der angeblich für 8 000 Euro zu haben sein soll.

Der kleine Ford Ka wird kommen und aussehen wie ein Großer. Kia und nochmals Nissan bieten kleine Würfel auf Rädern: Sowohl der Kia Soul als auch der Nissan Cube setzen auf das raumgreifende Kastendesign. Die Kleinen vor allem werden 2009 glänzen.

Bei den "Großen" sind es vor allem Audi, Mercedes und BMW, die sich mit Neuheiten gegen die Krise zur Wehr setzen wollen. Die Stuttgarter zeigen nächsten Sonntag in Detroit die neue E-Klasse, von der es dann im Jahreslauf noch das Coupé und den Kombi geben wird. Und endlich auch wird die M-Klasse, oft angekündigt, mit Hybrid-Antrieb vorfahren. In der B-Klasse gibt es, in Kleinserie zunächst, die Brennstoffzelle als Antrieb.

BMW bietet den Z4 Roadster an und irgendwo zwischen X5 und und X6 soll es ein "raumfunktionales Konzept" gäbe. Im Klartext: Die Bayern ringen sich wohl zu einem Van durch. Völlig neu wird der kleine Geländewagen X1 sein und den Riesen X6 kann man Ende 2009 mit Hybrid kaufen. Audi macht den A 5 zum Cabrio und bastelt daraus auch noch einen Kombi.

Und natürlich will man schon wissen, wie sich mitten drin im Schlamassel ein viertüriges Sport-Coupé namens Panamera von Porsche ausnimmt. Das ist gewiss keine Antwort auf die drängenden Fragen der Branche, aber - Krise hin, Krise her - der Mensch wird sich dem Automobil aber wohl auch in Zukunft nicht nur mit Vernunft nähern.

Ringsherum werden 2009 eher kleine Brötchen gebacken. Alfa versucht sich mit dem kleinen Mito, Citroe¨n macht den C3 zum Mini- Van, Hyundai setzt u. a. auf den Getz-Nachfolger, der jetzt i20 heißt. Hier und da werden Bestseller auf neue Füße gestellt wie der Mazda 3 etwa oder der Renault Megane. Peugeot baut die 308-Familie mit immer neuen Versionen aus.

Es wird u. a. ein neues Cabrio geben und wohl einen kleinen Geländewagen. Honda will mit dem Insight den Toyota Prius Paroli bieten, ein Hybrid-Kompaktauto für angeblich unter 20 000 Euro, der könnte gut in die Zeit passen.

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