Porsche Panamera S Hybrid: Sparen ist teuer

Berlin (dpa-infocom) - Schnell, bequem, sparsam, ökologisch: Wenn es nach Porsche geht, soll der Panamera S Hybrid gleich mehrere Rekorde brechen. Im Test zeigt sich: Mit den Schwaben sparen, ist nicht preiswert, macht aber Spaß.

Schnell wie ein Sportwagen, bequem wie eine Luxuslimousine und sparsam wie Stadtflitzer. „Das waren bislang Gegensätze, die sich kaum vereinen ließen“, sagt Andreas Jaksch. Er ist der technische Projektleiter des Porsche Panamera und hat diese Widersprüche unter einen Hut gebracht. Wenn die Schwaben ihr Flaggschiff jetzt als Hybridmodell auf den Markt bringen, bricht die Sportlimousine mehrere Rekorde: Sie sei nicht nur der sparsamste Porsche aller Zeiten, sondern zugleich das schnellste Hybrid-Modell am Markt, rechnet Jaksch vor. Nicht umsonst fährt der Luxusliner bis zu 270 km/h und ist im Mittel mit bestenfalls 6,8 Litern zufrieden.

Antriebstechnik aus dem Cayenne

Die Entwickler mussten gar nicht so tief in die Trickkiste greifen, sondern kurzerhand den Antrieb aus dem Cayenne übernehmen. Wie im Geländewagen spannen sie auch im Panamera einen V6-Benziner und einen Elektromotor zusammen. Dabei erricht der drei Liter großer Kompressor-Motor 245 kW/333 PS. Der Stromer steht mit 34 kW/47 PS im Datenblatt. Er wird aus einem eigens gekühlten Akku unter dem Kofferraumboden gespeist, der eine Kapazität von 1,7 kWh hat. Das reicht im Stadtverkehr für gut zwei Kilometer, in denen der Verbrenner eine Pause hat.

Wer dabei sanft genug das Pedal streichelt, der schafft bis zu 85 km/h ohne den Benziner. Nur wenn man stärker Gas gibt, meldet sich der V6 zu Wort. Dann arbeiten beide Motoren zusammen und bringen die Limousine in Fahrt: Nur 6,0 Sekunden vergehen bis der Tacho 100 zeigt. Sind die Akkus leer, polt die Elektronik den E-Motor um. Dann wird er zum Generator: Ein paar Bremsvorgänge genügen, um die Batterien wieder zu laden.

Segeln bis 165 km/h

Imposant und entspannend ist nicht nur die elektrische Flüsterfahrt im Stadtgebiet. Auch auf der Autobahn gibt der Verbrenner häufig Ruhe: Sobald man den Fuß vom Gas nimmt, schaltet sich der Motor ab und wird vom Antriebsstrang getrennt. Die Entwickler nennen das „Segeln“ und meinen damit das oft kilometerweite Rollen, ohne dass auch nur ein Tropfen Sprit verbrannt würde. Weil die Elektronik den Panamera bis Tempo 165 segeln lässt, fährt der Wagen überraschend oft mit Schwung allein. Wie oft, das kann man auf dem Balkendiagramm des Bordcomputers ablesen: Er zeigt nicht selten „Zero-Emission-Anteile“ von mehr als 50 Prozent an.

Tastet man sich weiter durch die Menüs, findet man schnell die Werte für Verbrauch und Tempo. Dabei lernt man, dass 270 km/h genauso möglich sind wie die 6,8 Liter - nur leider nicht während ein- und derselben Fahrt. Denn man muss sich schon sehr zurückhalten, um den Normwert zu erreichen. Aber auch Alltagswerte von sieben bis neun Litern können sich sehen lassen.

Kein Allrad und weniger Kofferraum

Dass man in einem Hybrid-Auto fährt, kann man hören und an den veränderten Anzeigen erkennen. Man kann es außen am Typenschild ablesen, und man merkt es an der Tankstelle. Sonst gibt sich das Sparmodell kaum zu erkennen. Dass der Wagen rund 20 Kilogramm mehr wiegt als normal, fällt bei zwei Tonnen Leergewicht, dem stattlichen Format und den üppigen Kraftreserven kaum auf.

Dass man den Panamera S nicht mit Allradantrieb bestellen kann, wird man frühestens im Winter bedauern. Und dass der Kofferraum wegen der Batterie unter dem Ladeboden etwas geschrumpft ist, werden nur Golfer bemerken: Sie bekommen nur noch drei statt bislang vier Schlägersäcke unter die große Klappe. Für alle anderen ist der Laderaum mit seinen 335 Litern groß genug.

Sparen ist ein teures Vergnügen

Wie so vieles bei Porsche ist auch das Sparen ein teures Vergnügen: 106 185 Euro verlangen die Schwaben für den Panamera S Hybrid und erheben damit einen Technologieaufschlag von 8000 Euro auf den vergleichbaren V8-Benziner. Das ist happig.

Um so ärgerlicher, dass Porsche so kleinlich ist und noch 119 Euro für die speziellen Leichtlaufreifen verlangt. Sie beschränken die Höchstgeschwindigkeit zwar auf 240 km/h, sind aber für den Rekordverbrauch von 6,8 Litern unerlässlich. Sonst gönnt sich der Wagen 0,3 Liter mehr. Klar, wird sich keiner der Kunden ernsthaft an diesem Aufpreis stören. Aber bei dieser Gesamtsumme sollte so eine Option schon kostenlos sein.

Fazit: Perfekte Kombination aus Vernunft und Vergnügen

Sieht man einmal vom Preis ab, ist der Panamera mit Abstand der beste Hybrid in der Oberklasse - egal ob in einer Luxuslimousine oder einem Geländewagen. Mit puristischen Öko-Autos wie dem Toyota Prius hat er zwar nicht mehr gemein als ein Big Mac mit einem Tofu-Burger. Doch so nah lagen Vernunft und Vergnügen in dieser Liga noch nie zusammen.

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