Neuer Ford Mustang: Powerplay auf dem Ponyhof

Berlin (dpa-infocom) - Angefangen hat er als zahmes Pony Car. Doch in 50 Jahren ist der Ford Mustang Legende und Leistungsträger geworden. Dass die Deutschen erst jetzt offiziell beliefert werden, muss man verschmerzen - denn das Warten hat sich gelohnt.

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Er ist so bekannt, dass er nicht einmal ein Markenlogo braucht. Und obwohl er offiziell nie in Deutschland angeboten wurde, ist der Ford Mustang auch diesseits des Atlantiks eine feste Größe. Deshalb zittert die PS-Fraktion weltweit nervös mit dem Gasfuß. Denn pünktlich zum 50. Geburtstag bringt Ford einen neuen Mustang - und verkauft ihn ab dem Sommer 2015 zum ersten Mal auch hierzulande.

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Mit amerikanischen Wurzeln in die Welt

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Obwohl für den ganzen Globus gemacht, bleibt der schon zum Deutschland-Start als Coupé oder Cabrio lieferbare Mustang seinen amerikanischen Wurzeln treu. Das gilt für den konkurrenzlos niedrigen Preis, der in Deutschland bei etwa 34 000 Euro beginnen wird, genauso wie für das klassische, aber keineswegs kitschige Design mit langer Haube und breitem Hintern. Und das gilt erst recht für den Motor - zumindest wenn man für etwa 5 000 Euro Aufpreis den Mustang GT bestellt. Denn dann fährt der Wagen nach alter Väter Sitte mit einem verschwenderischen V8-Motor.

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Fahrleistungen auf Porsche-Niveau

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Der Mustang wirkt fast ein bisschen friedlich, so dass man sich bisweilen einen Klappenauspuff oder ein paar Fehlzündungen wünscht. Dafür hat er jede Menge Feuer. 308 kW/418 PS und 524 Nm stempeln ihn zum Trumpf im Autoquartett und erlauben beeindruckende Fahrleistungen auf Porsche-Niveau. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der Mustang in etwa 4,5 Sekunden und danach so mühelos weiter, dass einem die 250 km/h Höchstgeschwindigkeit als ziemlich willkürliches Limit erscheinen. Was der Wagen verbraucht, hat Ford noch nicht ausgerechnet. Aber unter 12 bis 14 Litern wird wohl bei diesem Triebwerk nichts zu machen sein.

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Wildpferd statt Zuchthengst

Obwohl auf dem Papier nahe an den Sportmodellen von AMG und Co., hat der Mustang in der Praxis ein ganz anderes Wesen. Und das ist auch gut so: Wo die Konkurrenz kühl und unnahbar wirkt wie ein perfekt trainiertes Rennpferd, gibt der Mustang weiterhin den Wilden. Zwar ist das Fahrwerk mit dem Wechsel von der Starrachse zur Einzelradaufhängung besser denn je, und man muss den Mustang schon ein bisschen provozieren. Doch dann genügen ein Gasstoß und der gezielte Griff nach der neuerdings elektrischen Servo-Lenkung, damit der Wagen mit den Hüften wackelt und auf sich aufmerksam macht.

Warum sonst sollten die Amerikaner eine Funktion wie das „Line Lock“ programmiert haben, die den Fahrer beim perfekten Burnout unterstützt? Ein paar Tasten drücken, beherzt auf die Pedale steigen, schon driftet der Sportwagen schwarze Donuts auf die Straße oder hüllt die Umgebung in beißenden Reifenrauch: „Jetzt komm' ich“, lautet die Botschaft - und man ist gut beraten, sie zu beherzigen.

Ein Auto aus einer neuen Zeit

So sehr die Amerikaner beim globalen Mustang ihren Idealen die Treue halten, ist die sechste Generation trotzdem das Auto einer neuen Zeit. Im Guten merkt man das an der unerwartet liebevollen Inneneinrichtung mit engen aber bequemen Sportsitzen, einer für den Mustang fast schon mustergültigen Materialauswahl, der großer Touchscreen-Navigation und an Gimmicks wie der Leiste verchromter Kippschalter sowie dem Mustang-Logo, das beim Einsteigen auf den Asphalt gezaubert wird.

Im schlechten zeigt sich das an der Motorenauswahl: Weil die Amerikaner fortschrittlich sein wollten und den Posern selbst im Mustang der Antrieb vermutlich egal ist, gibt es Alternativ zum V8 auch einen Vierzylinder. Der kommt bei 2,3 Litern Hubraum auf 231 kW/314 PS und 434 Nm und ist damit theoretisch keine schlechte Wahl - zumal der Verbrauch deutlich unter zehn Litern liegen müsste. Doch in der Praxis enttäuscht der Motor gehörig: Der künstlich verstärkte Sound ist noch zu dürftig, der Antritt mäßig und mit 235 km/h Spitze muss man einem Sportwagenfahrer auch nicht kommen. Erst recht nicht, wenn der V8 nicht nennenswert mehr kostet, weil Ford den billigsten Achtzylinder am Markt anbietet.

Fazit: Kult trifft Klasse

Eine Design-Ikone und ein Kultauto war der Mustang schon immer. Doch jetzt kommt noch eine gehörige Portion Klasse hinzu. Der neue Mustang sieht nicht nur besser aus, ist liebevoller eingerichtet und hat die modernere Ausstattung. Sondern vor allem fährt er jetzt viel besser. Da kann man die Zeit bis zur Markteinführung auch noch absitzen. Denn so viel ist sicher: Das Warten lohnt sich.

Datenblatt: Ford Mustang GT

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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