Mazda6 - Charmeoffensive in der Mittelklasse

Berlin (dpa-infocom) - Brav, aber langweilig - dieses Image haftete dem Mazda6 lange an. Jetzt sollen frisches Design, Hightech und ordentliche Motoren den Abschied vom Mittelmaß einläuten: Ein Mauerblümchen mausert sich.

War der Mazda6 bislang ein kreuzbraver, aber eher langweiliger Mittelklässler, startet der Japaner jetzt eine Charmeoffensive: Er lockt mit einem leidenschaftlichen Design auf Alfa-Niveau. Und bei der Technik vertritt die dritte Generation schon fast deutsche Tugenden, für die sich auch VW nicht schämen müsste. Bei Preisen ab 24 990 Euro gehen die Japaner ihren eigenen Weg: Zum ersten Mal kosten Limousine und Kombi genau das gleiche. Der Vorverkauf beginnt am 19. November mit ausgewählten Modellen, am 2. Februar stehen dann alle Varianten beim Händler.

Schöner, leichter, sparsamer

Obwohl die Limousine mit ihrem fast coupé-artigen Heck das schönere Auto ist, werden sich künftig wohl mehr Kunden für den Kombi interessieren. Sie erwartet ein Fünftürer, der mit einem charakterstarken Gesicht und schwungvoller Flanke aus dem Einheitsgrau der Mittelklasse heraussticht. Innen gibt sich der Mazda6 angenehm geräumig, rückt den Fahrer ins Zentrum des Geschehens und zeigt endlich Liebe zum Detail. Und technisch geht Mazda in Vorlage: Der Sechser hat 100 Kilo abgespeckt und ist auch deshalb bis zu 20 Prozent sparsamer.

Der Kombi ist zwar kürzer als die Limousine. Aber er bietet trotz des beschnittenen Radstands noch immer genug Platz für zwei Erwachsene, und dahinter mehr Stauraum als bisher: 522 Liter schluckt der Kofferraum mit dem praktischen Tiefgeschoss, in dem zum Beispiel das Gepäckrollo verschwindet. Und wer mehr einladen möchte, muss nur an den zwei Haken in den Flanken ziehen. Dann macht sich die Rückbank von alleine flach. Es entsteht ein ebener Ladeboden für bis zu 1664 Liter. So weit, so gut. Doch was für die erste Liga fehlt, sind ein paar Extras: Ein Schienensystem zur Befestigung des Transportguts oder eine elektrische Heckklappe gibt es nicht.

Zwei Diesel, drei Benziner

Die Motorpalette des Mazda6 ähnelt der des neuen Geländewagens CX-5, der aus demselben Baukasten konstruiert wurde. Hier wie dort gibt es einen 2,0-Liter-Benziner mit 107 kW/145 PS oder 121 kW/165 PS und einen 2,2 Liter großen Diesel mit 110 kW/150 PS oder 129 kW/175 PS. In der schwächeren Variante braucht der Selbstzünder in der Limousine nur 3,9 und im Kombi 4,4 Liter (CO2-Ausstoß: 104 und 116 g/km).

Einzige Neuerung gegenüber dem CX-5 ist ein 2,5 Liter großer Benziner mit 141 kW/192 PS, der zumindest auf dem Papier die Leistungsspitze markiert. Er arbeitet zusammen mit einer schnellen und komfortablen Sechsstufenautomatik und sollte mit seinem maximal 256 Newtonmeter Drehmoment eigentlich genügend Kraft fürs flotte Fahren haben. Beim ersten Test allerdings gibt sich der Motor eher laut als leistungsstark. Nur mit hoher Drehzahl kommt der Kombi so richtig auf Touren, so dass der Normwert von 6,4 Litern (CO2: 150 g/km) bei sportlicher Fahrweise nicht zu erreichen ist.

Fahrwerk komfortabel und sportlich

Dabei hat Mazda speziell für das Sparen im Alltag einen neuen Hightech-Baustein entwickelt: Ein Kondensator von der Größe einer Zweiliterflasche speichert schneller als jede Batterie überschüssigen Strom aus der Lichtmaschine. Er entlastet bei Vollgas den Motor, weil er elektrische Verbraucher wie Radio oder Klimaanlage versorgt. Mit dem Kondensator gehe der Praxisverbrauch bis zu zehn Prozent zurück, so die Japaner. Auch bei den Assistenzsystemen zieht der Hersteller weitere Register und bietet den Sechser unter anderem mit einer automatischen Notbremse, einer Abstandsregelung und einem Helfer für Spurwechsel und Spurführung an.

Während der große Benziner lange nicht so flott und antrittsstark wirkt wie etwa der kräftigere Diesel, macht das Fahrwerk des Mazda6 in jeder Variante eine gute Figur. Das Flaggschiff der Japaner ist ausgewogen und komfortabel, nichts stört die Ruhe an Bord, selbst schlechte Straßen nicht. Trotzdem ist der Mazda6 kein Blutdrucksenker. Wer ein wenig aufs Gas tritt und sich ein paar enge Kurven sucht, erlebt den Wagen vielmehr als Pulsbeschleuniger, der sich flott um die Ecke führen lässt. Langeweile kommt da nicht auf.

Fazit: Abschied vom Mittelmaß

Leidenschaftlicher gezeichnet, innen endlich mit Liebe zum Detail gestaltet, modern konstruiert und mit ordentlichen Motoren bestückt, nimmt der Mazda6 Abschied vom Mittelmaß. Die einstige graue Maus schließt zur ersten Liga der Mittelklässler auf.

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