Maserati Quattroporte: Für die italienischen Momente im Luxus

Berlin (dpa-infocom) - Mercedes S-Klasse, BMW 7er, Audi A8: Im automobilen Oberhaus wird deutsch gesprochen. Doch es gibt Alternativen. Eine davon ist der Maserati Quattroporte, der sich jetzt stärker denn je in die Phalanx der vornehmen Limousinen drängt.

Wenn Ende Januar zu Preisen ab etwa 145 000 Euro die neue Auflage des italienischen Luxusliners Maserati Quattroporte in den Handel kommt, wird der Viertürer nicht nur sportlicher und sparsamer. Mit deutlich gestrecktem Format bietet er mehr Platz denn je und taugt so erstmals sogar als Chauffeurslimousine.

Ein Sportler mit Ferrari-Herz

Im Grunde seines Herzens ist und bleibt der Quattroporte allerdings ein Sportwagen. Nicht umsonst steckt unter der neuerdings stark konturierten Haube ein V8-Motor, den die Schwestermarke Ferrari beisteuert. Statt bislang 4,7 Liter hat der jetzt nur noch 3,8 Liter Hubraum, wird dafür aber mit zwei Turbos beatmet. So steigt die Leistung des Direkteinspritzers von 324 kW/440 PS auf 390 kW/530 PS, und das Drehmoment klettert auf bis zu 710 Newtonmeter. Dennoch geht der Verbrauch 20 Prozent zurück und liegt nun in der Norm bei 11,9 Litern (CO2-Ausstoß: 278 g/km), die man aber spielend verdoppeln kann.

Zwar hat sich die Soundkulisse gewaltig verändert, und der einst so wütend brüllende V8 klingt nun wie der böse Wolf, nachdem er Kreide geschluckt hat. Von einer famosen Achtgang-Automatik im Zaum gehalten, hat der Achtzylinder auch mit der zwei Tonnen schweren Limousine leichtes Spiel.

Der V8 katapultiert den Quattroporte in 4,7 Sekunden auf Tempo 100. Ehe man es sich versieht, zeigt der Tacho 200 km/h. Und wenn man bei Vollgas tatsächlich mal mit den maximal 307 km/h über die linke Spur fliegt, wird es dort verdammt einsam: Bei diesem Tempo kommen selbst die AMG-, M- oder S-Versionen der deutschen Nobellimousinen nicht hinterher. Nicht nur die Längsdynamik schindet Eindruck. Auch in Kurven macht der Quattroporte Spaß: Mit einem auf Knopfdruck strammen Fahrwerk, einer sehr präzisen Lenkung und Bremsen, die kräftig zupacken können, wird der Maserati fast schon handlich.

Schwieriges Design

Das Auto bei aller Größe kleiner erscheinen zu lassen, das war auch eine zentrale Aufgabenstellung für das Design-Team, und es ist den Stylisten gut gelungen. Ansonsten jedoch muss man sich an die neue Form erst einmal gewöhnen. Der Kühlergrill ist groß und aggressiv wie immer. Aber die Scheinwerfer erinnern an den letzten Mercedes CLS, die Flanke ist lange nicht mehr so muskulös wie früher und das Heck eine austauschbare Mischung aus Infiniti und Audi.

Auch innen erwartet die Quattroporte-Kundschaft eine neue Welt: Im Fond, weil man dort bei fast 20 Zentimetern mehr Länge und einem Radstand von 3,17 Metern jetzt endlich mal richtig Platz hat. Und vorne, weil das Cockpit komplett umgestaltet wurde. Es wirkt jetzt klar und für eine Luxuslimousine fast schon nüchtern, kühl und sehr modern. Doch wer genauer hinschaut, findet viele Schalter der US-Schwester Chrysler, entdeckt nachlässig eingepasste Konsolen und wundert sich über eine bisweilen lieblose Materialauswahl. Und wo wir gerade dabei sind: Die riesigen Fugen zwischen den rahmenlosen Seitenscheiben sehen bescheiden aus und führen schon auf der Landstraße zu lästigen Windgeräuschen, die nicht so recht zur geborgenen Wohlfühlatmosphäre einer Luxuslimousine passen wollen.

Die Zukunft hat Pause

Was mit Blick auf die Konkurrenz ebenfalls nicht stimmt, ist die Ausstattung des Quattroporte. Zwar legt Maserati bei den Motoren nach, bringt noch vor dem Sommer einen V6-Benziner mit drei Litern Hubraum und 302 kW/410 PS sowie der Option auf Allradantrieb und denkt bereits laut über einen Diesel nach. Und natürlich gibt es Lack und Leder in Hülle und Fülle. Doch moderne Assistenzsysteme bleiben die Italiener schuldig. Wo man bei Mercedes und Co. automatische Abstandsregler, Nachtsichtgeräte, Notbremshelfer und adaptive LED-Scheinwerfer bestellen kann, müssen Maserati-Fahrer mit einem riesigen Touchscreen für die mäßige Navigation und einem mobilen WLAN-Hotspot vorliebnehmen. Ansonsten macht die Zukunft Pause.

Fazit: Typisch italienisch - Leidenschaft und kleine Macken

Im Grunde ist der Quattroporte damit bei allem amerikanischen Einschlag trotzdem ganz so, wie wir sein Heimatland Italien kennen und lieben: lustvoll, leidenschaftlich, eine Spur zu vorlaut - und etwas schluderig.

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