Autotest Lexus ES als Ruhepol im Treiben der Business-Klasse

Berlin (dpa-infocom) - Mercedes E-Klasse, BMW Fünfer und Audi A6 - die Business-Klasse ist fest in deutscher Hand. Doch eine kleine Gruppe ausländischer Marken lässt sich davon nicht entmutigen und hält tapfer dagegen - allen voran die noble Toyota-Schwester Lexus.

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Sie ringt jetzt schon seit 20 Jahren unverzagt um Marktanteile in der Oberliga. Im Januar geht dieser Kampf in die nächste Runde. Dann bringen die Japaner für rund 50.000 Euro den neuen ES an den Start. Weltweit bereits eine feste Größe, gibt die Limousine mit der siebten Generation nun ihr Debüt auch in Europa und tritt die Nachfolge des glücklosen GS an.

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Aufschrei nach Aufmerksamkeit

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Weil Lexus als Nischenspieler ein bisschen mehr Aufmerksamkeit braucht und zugleich den Ruf als langweilige Luxusmarke loswerden will, haben die Japaner die Limousine sehr auffällig gezeichnet.

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Die Front mit dem riesigen Grill und den messerscharfen Scheinwerfern ist fast schon eine Fratze. Die Silhouette ist schlank und sportlich und das Heck kurz und knackig. Wären da nicht der feste Rahmen um die Türen, man könnte den ES glatt auch als Coupé-Limousine durchgehen lassen und mit Autos wie dem A7 oder dem Mercedes CLS vergleichen.

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Reichlich Platz im Innenraum

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Im Innenraum dagegen bietet der ES deutlich mehr Platz und schlägt neben den Designer-Limousinen aus Deutschland auch die Flotte der gehobenen Firmenwagen.

Der Lexus ist beim Generationswechsel ein wenig in die Länge und die Breite gegangen und ist auch im Radstand gewachsen. Daher kann man in der Fünf-Meter-Limousine auf einem Ledersofa mit elektrisch verstellbarer Lehne hinten sogar die Beine übereinanderschlagen. Nur mit der Kopffreiheit ist es unter dem Flachdach nicht ganz so weit er. Und der Kofferraum ist mit 454 Litern auch nicht der größte.

Beim Fahren ein Leisetreter

Ganz im Gegensatz zum vorlauten Design gibt der Lexus für seine Insassen in jeder Hinsicht den Leisetreter. Das Cockpit mit einer Mischung aus analogen und digitalen Anzeigen, Tastern und Touchpad, einem mächtigen Monitor und dem größten Head-Up-Display am Markt strahlt eine nüchterne Ruhe aus. Das Ambiente ist vornehm und lockt zum Teil mit traditioneller japanischer Handwerkskunst, ist aber auf minimale Ablenkung ausgelegt.

Und vor allem herrscht an Bord eine himmlische Ruhe, weil der ES besser gedämmt ist als die meisten Konkurrenten. Selbst die Hydraulikleitungen der Bremsen haben die Japaner isoliert, um den Geräuschpegel zu drücken.

Hybridantrieb als Blutdrucksenker

Dass der ES der Ruhepol in der hektischen Geschäftswelt ist, verdankt er natürlich auch seinem Antrieb. Schließlich gibt es den Wagen bei uns ausschließlich als Hybrid, der erst einmal elektrisch und damit geräuschlos fährt. Allerdings kann man von dem Stromer nicht zu viel erwarten: Mehr als 40 km/h schafft er nicht ohne den Verbrenner. Und während die Deutschen allesamt auf Plug-In-Technik setzen, baut Lexus nur einen kleinen Akku ohne Steckdosen-Anschluss ein und kommt so nicht viel weiter als zwei Kilometer.

Auch im Teamwork wird aus dem Triebwerk allerdings kein Treibsatz. Zusammen kommen der 2,5 Liter große Vierzylinder und die E-Maschine auf gerade 160 kW/218 PS, die obendrein auf die Vorderachse wirken. Dafür ist der ES mit einem Normverbrauch von 4,7 Litern (CO2-Ausstoß 106 g/km) sehr sparsam.

Keine Chance gegen die Konkurrenz

Gegen die Konkurrenz mit bisweilen doppelt so viel Leistung, Heck- oder Allradantrieb ist damit kein Staat zu machen. Aber immerhin hat Lexus der stufenlosen Automatik mittlerweile den nervigen Gummibandeffekt abgewöhnt und das Fahrwerk so abgestimmt, dass nichts die Ruhe stört. Während der ES also besonders ruhig und gelassen dahingleitet, könnte bei manchem Fahrer allerdings der Puls leicht in die Höhe schnellen. Denn mit einem Sprintwert von 8,7 Sekunden und einem Spitzentempo von 180 km/h ficht man gegen die Firmenwagen der deutschen Konkurrenz auf der Autobahn einen aussichtslosen Kampf und gerät deshalb mitunter schnell in Rage.

Oder man lehnt sich zurück, genießt die Entspannung und entdeckt das engmaschige Sicherheitsnetz der Assistenzsysteme als bequeme Hängematte. Denn wenn das Fahren ohnehin eher nebensächlich ist, kann man die Arbeit mit dem Abstand und der Spurführung auch gleich der Elektronik überlassen.

Fazit: Edle Alternative mit dem Bonus des Exoten

Zwar ist der ES ein ebenbürtiger Konkurrent für Audi, BMW und Mercedes. Doch in keiner Disziplin ist der Außenseiter aus Asien wirklich besser als die Platzhirsche und wird sich deshalb zumindest in Deutschland schwertun - zumal sich Lexus mit der Fokussierung auf den Hybrid-Antrieb ohne Plug-In, ohne Diesel und ohne Sechszylinder keinen Gefallen tut. So bleiben als wichtigste Argumente das Design und die Botschaft, dass man sich nicht gemein machen will mit der Masse - selbst wenn man dafür zu einem edlen Exoten greift.

Datenblatt: Lexus ES 300h

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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