Jeep Cherokee: Indianer mit Kriegsbemalung

Berlin (dpa-infocom) - Wenn Indianer ihre Kriegsbemalung auflegen, dann vor allem um ihre Gegner zu erschrecken. So gesehen, ist der neue Jeep Cherokee ein ganz stimmiges Autos.

Jeep Cherokee: Indianer mit Kriegsbemalung
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Die Sache mit dem Erschrecken ist den Designern des neuen Jeep Cherokee vortrefflich gelungen: Kaum ein Auto seit dem Fiat Multipla sieht so unkonventionell und gewöhnungsbedürftig aus wie der automobile Indianer. So feiert der amerikanische Geländewagen nach ein paar Jahren Europa-Abstinenz im Juni zu Schätzpreisen ab 37 000 Euro sein Comeback.

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Ein Gesicht, das man nie vergisst

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Die Flanke des 4,62 Meter langen Allradlers ist noch relativ unauffällig. Doch schon das Heck mit den kleinen, weit nach oben gesetzten Rückleuchten und der riesigen Hohlkehle darunter ist keine Schönheit. Die Frontpartie ist wirklich starker Tobak: Lange Schlitzaugen, eine hängende Hakennase und sieben schmale Kühlluftstreifen, die im Knick über die Haube laufen. Schön ist das nicht, aber selten. Und unverwechselbar, argumentieren die Amerikaner, die es offenbar für angebracht gehalten haben, der 1941 gegründeten Marke endlich mal ein neues Gesicht zu geben.

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Innen wird das ganze schon etwas versöhnlicher. Zwar ist die Materialanmutung selbst im Topmodell Trailhawk lange nicht so vornehm wie bei den Nobelmarken aus Deutschland oder der aufstrebenden Konkurrenz aus Korea. Die Ladekante ist unangenehm hoch und der Kofferraum in der Standardkonfiguration eher klein. Doch es gibt zumindest viele Ablagen, ein pfiffiges Cargo-System für die Kleinteile-Logistik und eine verschiebbare, zweigeteilte Rückbank. Man findet auf allen Plätzen ganz ordentlich Platz.

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Pfiffige Details

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Das Cockpit mit dem großen Monitor zwischen den Instrumenten und dem noch größeren Bildschirm für Navigation, Apps und Infotainment ist sogar richtig schmuck geworden. Und für ein bisschen Augenzwinkern hat es auch noch gereicht: Ins Lenkrad haben die Designer das Gründungsjahr der Marke geprägt und was auf den ersten Blick aussieht wie ein Unfall beim Einkleben der Frontscheibe, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als Silhouette des allerersten Jeeps von 1941.

Unter der Haube macht Jeep den Spagat zwischen der alten und der neuen Welt und kombiniert amerikanische und europäische Vorlieben. So gibt es einen 2,0 Liter großen Diesel mit 103 kW/140 PS oder 125 kW/170 PS und einen neuen 2,4 Liter-Benziner mit vier Zylindern und 137 kW/184 PS. Und es gibt wie eh und je einen V6-Motor. Das Pentastar-Triebwerk kommt auf 199 kW/271 PS und geht mit bis zu 316 Nm zu Werke - genug, um ganz gelassen über Highways und Byways zu cruisen und den anderen auch mal das schräge Heck zu zeigen.

Nicht konsequent gespart

Mit Blick auf den Verbrauch hat Jeep den Motor von 3,6 auf 3,2 Liter geschrumpft und reklamiert dafür nach US-Normen bis zu 30 Prozent weniger Verbrauch. Aber so ganz ernst ist es den Amerikanern mit der Effizienz offenbar doch nicht. Sonst hätten sie zur anfangs noch ein bisschen nervösen Neungangautomatik auch ein Start-Stopp-System eingebaut, es gäbe eine Direkteinspritzung und man würde nach einem Tag in und um Los Angeles nicht auf einen Alltagswert von zwölf Litern kommen. Wie viel Feuerwasser sich der Indianer auf dem Prüfstand gönnt, hat Jeep für Europa noch nicht ermittelt.

Dass es für den Jeep gleich drei unterschiedliche Allradsysteme gibt, dass der Trailhawk mit diversen Sperren, Offroad-Programmen und sogar einem Gelände-Tempomaten ausgestattet wird und dass dem Indianer beim Anschleichen über Stock und Stein keiner etwas vor macht, das ist bei einem Jeep kein Wunder. Überraschender ist da schon die technische Ausstattung, mit der sich der Cherokee tapfer durch den Alltag des Stadt- und Landverkehrs kämpft: Er hat nicht nur eine Abstandsregelung und einen Totwinkelwarner, sondern hilft bei der Spurführung und rangiert als erster Jeep selbstständig in Parklücken längs und quer zur Fahrbahn. Das ändert allerdings nichts daran, dass die Lenkung ein wenig bestimmter und das Fahrwerk ein wenig komfortabler sein dürften. Und auch die Verspannungen des Allradantriebs in engen Kurven sollte eine Marke mit 70 Jahren 4x4-Erfahrung besser in den Griff bekommen.

Fazit: Einer wie keiner und trotzdem wie jeder andere

Als Geländewagen noch richtig selten waren, da war der Jeep Cherokee ein Selbstläufer. Als er die ersten Konkurrenten bekam, da konnte er sich noch mit Kraft und Charakter behaupten. Doch jetzt trifft er auf ein riesiges Feld extrem starker Wettbewerber vom VW Tiguan über den Kia Sportage bis zum Range Rover Evoque. Nun ist er nur noch einer von vielen. Außer natürlich beim Design: Da ist auch der neue Cherokee einer wie keiner.

Datenblatt: JeepCherokee3.2Trailhawk

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke

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