Dacia Sandero: Das Auto für kühle Rechner

Der Sandero stürzt sich als solider, preiswerter Kompaktwagen ins Marktgetümmel.

Düsseldorf. In seinem Werbespot tummeln sich Fidel Castro und Che Guevara und Karl Marx, und bisweilen hat man als Beobachter im Straßenverkehr den Eindruck, dass niemand mehr so richtig Lust auf eine Revolution hat. Ein Massenphänomen ist der Dacia Sandero trotz einiger Monate Markterfahrung noch nicht geworden.

Was einigermaßen überrascht, denn sein Einstiegspreis von 7 500 Euro liegt noch unter der Höhe dessen, was in Deutschland ein durchschnittlicher Gebrauchter kostet - etwa 8 000 Euro nämlich.

Und zudem ein ordentliches Stück weg von dem, was der Durchschnittsdeutsche heute für einen Neuwagen berappen muss - etwa 24 000 Euro. Vielleicht traut sich auch keiner so recht ran an Draculas Dienstwagen, man weiß ja nie!

Um Zweifel und Ängste von Anbeginn zu zerstreuen: Der Sandero ist nicht schlechter, aber auch nicht besser, als man es von einem Wagen dieser Preisklasse erwarten darf. Die Erscheinung holt sich keinen Design- Preis, ist eher etwas für Menschen, denen der Autokauf weniger durch den Bauch, als durch den Kopf geht. Der Wagen holt den kühlen Rechner dort ab, wo Geldausgeben noch nicht richtig wehtut, auch wenn selbst der Einstiegspreis erst einmal verdient werden will.

Wer den Sandero allerdings für diesen Preis erwirbt, legt im Einstiegsmodell bei Fenstern, Lenkung und Türschlössern erst einmal selbst kräftig Hand an. Elektrische Helfer oder Servopumpe sind erst im Ambiance und Lauréate zu haben. Wesentlich gewöhnungsbedürftiger, gar störender ist der Umstand, dass die Scheibenwaschanlage nicht mit einem einfachen Hebelzug funktioniert.

Nach oder vor dem Aufsprühen des Waschwassers müssen stets die Wischer separat geschaltet werden. Dafür haut der Rest durchaus hin: Zwei Airbags, ABS und Bremsassistent sind immer mit an Bord. ESP leider nicht - nicht einmal für Geld und gute Worte. Der Innenraum wirkt praktisch, aber plastisch-steril. Pflegeleichte Oberflächen dominieren und machen klar, wo der Dacia-Kassenwart die Striche auf der Liste macht.

Die Sitze im Fünftürer sind guter Standard mit strapazierfähigen Bezügen und peinigen auch auf Langstrecken nicht. Lange Federwege lassen zudem nicht jeden Stoß bis zur Wirbelsäule durchschlagen. Dank straffer Abstimmung kommt der Sandero auch im Handling gut weg.

Die getestet kleinste Motorvariante hechelt mit heiseren 75 PS (55 kW) aus 1,4 Litern Hubraum recht bemüht über die Straßen. Die Gänge wollen lang ausgefahren werden, um die Kraftanschlüsse zu sichern. Das Höchsttempo von 161 km/h will man eigentlich gar nicht wirklich erreichen - zu laut schreit der Motor dabei seinen Unmut heraus.

Für 140 Autobahnkm/ h sind die vier Zylinder aber allemal gut genug. Ist die Fuhre erst einmal in Fahrt, geht es zumindest bis zur nächsten Steigung zügig voran, wo dann dem Triebwerk aber spürbar die Luft wegbleibt. Auch beim Überholen sollten immer einige Meter mehr eingeplant werden.

Geht man zahm ans Gas, dankt es der Motor mit passablen 7,5 Litern Super. Recht üppig ist der Kofferraum, der es zwischen 320 und 1 200 Litern mit jedem Polo aufnimmt. Der Dacia macht die erwähnten Nachteile aber allemal bei Preis und Unterhaltung wett. Lange Inspektionsintervalle und preiswerte Ersatzteile sorgen dafür, dass aus dem Balkan- Schnäppchen nicht ein teurer Fehlkauf wird.

TECHNISCHE DATEN:

ANTRIEB:

1,4- und 1,6-Liter- Benziner mit 75 PS/55 kW und 87 PS/64 kW;
1,5-Liter- Diesel mit 86 PS/63 kW

VERBRAUCH :
7,5 Liter bis acht Liter/100 km (Benziner); sechs Liter (Diesel)

PREISE: ab 7 500 Euro

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