BMW 1er M Coupé: Ein Einser wie keiner

Berlin (dpa-infocom) - Stärker, schneller, teurer - das ist der übliche Dreisprung, den die Werkstuner perfektioniert haben. Doch mit dem 1er M Coupé geht die BMW M GmbH neuerdings in die andere Richtung.

Seit kurzem hat die schnelle Truppe der Bayern ein neues Einstiegsmodell: das 1er M Coupé. Mit ihm sinkt der Preis für das Sportabzeichen aus dem Kraftstudio in Garching um gut 16 000 Euro. Ein Schnäppchen ist der potente Zweitürer deshalb noch lange nicht. Schließlich kostet dieser 1er mit mindestens 50 500 Euro mehr als mancher 5er BMW.

Muskeln wie ein Bodybuilder

Dem Coupé kann man seine Kraft auf den ersten Blick ansehen. Denn der Wagen plustert sich auf wie ein Bodybuilder nach einem Anabolika-Cocktail: Die riesigen Gummiwalzen scheinen die Radkästen zu sprengen, so weit sind die Kotflügel ausgestellt. Das Heck mit den vier kecken Endrohren ist kurz und knackig. Und die Frontschürze mit den riesigen Lufteinlässen drängt sich so böse in den Rückspiegel des Vordermanns, dass man auf der linken Spur meistens freie Fahrt hat.

Dabei ist der Bayer kein billiger Blender: Mit seinem 3,0 Liter großen Twinturbo-Motor trägt er den Trainingsanzug völlig zu Recht. Immerhin kommt der Direkteinspritzer auf 250 kW/340 PS und reißt mit bis zu 500 Newtonmetern Drehmoment an den Hinterrädern. Wer sich geschickt anstellt und nicht alle Kraft mit dem Reifengummi verrauchen lässt, kommt damit in 4,9 Sekunden auf Tempo 100 und hängt manch einen reinrassigen Sportwagen ab. In den begeisterungsschweren Cocktail aus Benzin und Adrenalin mischt sich allerdings ein bitterer Wermutstropfen: Selten waren Sport und Serie so eng beisammen wie hier. Denn schon der 135i kommt auf 225 kW/306 PS, kostet aber 10 000 Euro weniger.

Mehr Karacho als Kraft

Aber was dem M-Einstiegsmodell in der Theorie an Kraft fehlen mag, macht er in der Praxis mit jeder Menge Karacho wieder wett. Der grollende Auspuffsound stellt bei jedem Gasstoß die Nackenhaare auf. Wo man vorfährt, erntet man neugierige Blicke. Und das Fahrgefühl mit dem einzigen Hecktriebler in diesem Segment sucht in der Golfklasse seines gleichen: Wenn der kurze Schaltknauf durch die sechs Gänge des eng gestuften Getriebes fliegt, wenn es die Passagiere tief in die etwas stärker konturierten Ledersessel drückt und sich die Hände fest ums dicke Lenkrad krallen, dann wird jede Landpartie zum Genuss.

Die Kurven können gar nicht eng und die Straßen gar nicht schmal genug sein. Schnell und sprunghaft jagt der Drehzahlmesser nach oben und der Motor prügelt den 1er voran, als wolle er im Geiste des legendären M1 den Nürburgring erobern. Selbst wenn man weit jenseits der 200 km/h aufs Gas steigt, spürt man jenen Tritt ins Kreuz, für den allein viele Kunden so bereitwillig den stattlichen M-Aufschlag bezahlen. Dass der Rausch des Rasens schon bei 250 km/h zu Ende ist, mag man deshalb kaum glauben.

Ungestüm aber präzise

Obwohl das 1er M Coupé Kraft im Überfluss hat, wirkt der Wagen jederzeit souverän und sauber abgestimmt. Natürlich kann man mit einem schweren Gasfuß bei jedem Ampelstart die Reifen quietschen lassen. Und wer die elektronischen Helfer ausschaltet, steigert mit dem Fahrspaß auch das Risiko. Doch dank vieler Fahrwerkskomponenten aus dem großen Bruder M3 und extrem bissigen Bremsen, eilt der Nachwuchssportler wie auf Schienen über die Strecke und lässt sich auch von schlechten Straßen nicht aus der Ruhe bringen. Sonderlich komfortabel ist der Sportler dann zwar nicht mehr. Aber wer mit der Sänfte über die Straße schweben will, ist bei der M GmbH schlicht an der falschen Adresse.

So überraschend wie die Straßenlage des Kraftmeiers ist sein Verbrauch. Bei Vollgas und verschärfter Kurvenhatz gönnt sich der 1er einen ordentlichen Express-Zuschlag und der Bordcomputer zeigt Werte nahe der 20-Liter-Marke. Mit Sinn und Verstand und vielleicht auch ein wenig Zurückhaltung dagegen kommt man im Alltag dem Normwert von 9,6 Litern (CO2-Ausstoß 224 g/km) ziemlich nah. Das ist schon deshalb sinnvoll, weil der 53-Liter-Tank sonst schneller leer ist als die Kaffeetasse im Aufsteck-Cupholder.

Fazit: Das Comeback der jungen Wilden

Den Sportlern der M GmbH ist mit dem 1er M Coupé ein großer Wurf gelungen. Der Wagen ist attraktiv und authentisch, kräftig und knackig - und gemessen am Rest der Palette vergleichsweise günstig. Vom Supersportwagen M1 ist er weit entfernt. Die Bayern haben also zurecht auf die Übernahme des Typenkürzels verzichtet. Doch wo der M3 längst in der Altherren-Mannschaft fährt, kehrt mit dem 1er M Coupé die wilde Jugend zurück.

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