Schleichweghilfen und höhere Geldbußen zum Radler-Frühling

Berlin (dpa) - Was tun gegen Risiko-Radler und rücksichtslose Autofahrer? Ein Mix aus höheren Geldbußen und neuen Vorgaben soll das Miteinander und die Sicherheit verbessern. Mehr Radwege gelten nicht als Patentrezept.

Das passende Frühlingswetter lässt noch auf sich warten. Für Radler gelten nun aber pünktlich zum Start der Saison mehrere Neuregelungen: Für gefährliche Verstöße wie das Fahren ohne Licht sind seit Ostermontag höhere Geldbußen fällig. Aber auch Autofahrer werden bei mangelnder Rücksicht stärker zur Kasse gebeten. Zum Paket gehören weitere Änderungen, die Zweirädern mehr Sicherheit auf den Straßen bringen sollen. Fahrradverbände fordern noch weitergehende Verbesserungen - und auch mehr Kontrollen.

Welche Fahrrad-Bußgelder sind heraufgesetzt worden?

Beschwerden über „Rüpel-Radler“ sind zuletzt lauter geworden. „Kaum ein Radler fährt mit vorgeschriebener Beleuchtung, kaum ein Radler kümmert sich um Fahrtrichtung oder um Ampeln“, klagte kürzlich der Präsident des Deutschen Verkehrsgerichtstags, Kay Nehm. Auf Initiative der Länder sind bestimmte Verstöße nun 5 oder 10 Euro teurer. Fahren ohne Licht kostet zum Beispiel 20 Euro, doppelt so viel wie bisher. Fürs Radeln durch Fußgängerzonen werden 15 statt 10 Euro fällig. Nicht erneut teurer wurden dagegen schwere Vergehen wie das Überfahren roter Ampeln. Hierfür wurde die Buße bereits 2009 auf 45 Euro erhöht, dazu kommt 1 Punkt in der Sünderkartei in Flensburg.

Was ändert sich für Autofahrer?

Positiv sei, dass nicht nur Radfahrer-Verstöße schärfer geahndet werden, heißt es beim Verkehrsclub Deutschland (VCD). Fürs Zuparken von Radwegen müssen Autofahrer nun 20 statt 15 Euro zahlen. Und auf Radler-Schutzstreifen wurde ein generelles Parkverbot verankert. In Fahrradstraßen schreibt die neue Straßenverkehrsordnung für Autos ein Limit von Tempo 30 fest. Dies löst die eher vage Vorgabe „mäßige Geschwindigkeit“ ab, wie das Bundesverkehrsministerium erläutert.

Welche Neuerungen sollen Radlern noch entgegenkommen?

Ein neues Schild mit der amtlichen Bezeichnung „durchlässige Sackgasse“ kann künftig auf kleine Radler-Schleichwege hinweisen, die nichts für Autos sind. „Eine praktische Hilfe“, sagt ein Sprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Dies zielt auch darauf ab, dass solche Routen abseits der Hauptstraßen sicherer sind, wie in der Verordnung erläutert wird. Auf gemeinsamen Rad- und Gehwegen sollen Radler Rücksicht auf Fußgänger nehmen, Schrittgeschwindigkeit wird aber nicht mehr vorgeschrieben. An Kreuzungen sollen bis Ende 2016 mehr eigene Radler-Ampeln installiert sein. Bis dahin gilt eine Übergangsfrist, denn das Umrüsten ist vor allem in Großstädten teuer.

Was sagen Fahrradfahrer-Clubs?

„Kritisieren und bestrafen allein ändert das Verhalten nicht“, sagt VCD-Expertin Anja Hänel. „Wer das Klima auf der Straße wirklich verbessern will, muss den steigenden Rad- und Fußverkehrsanteil akzeptieren.“ Oft reichten schon das Öffnen von Einbahnstraßen in beide Richtungen oder fahrradfreundlichere Ampelschaltungen, um Verstöße zu vermeiden. Der ADFC hält auch mehr Kontrollen und Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Innenstädten für nötig. Mehr separate Radwege seien dagegen nicht immer sinnvoll. Denn die verlaufen teils hinter parkenden Wagen oder Büschen - und Autofahrer sehen es erst ziemlich spät, wenn an einer Kreuzung plötzlich ein Radler kommt.

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