Mia, Volpe und Hiriko - Kleinstwagenkonzepte für die Stadt

Brühl/Berlin (dpa/tmn) - Vorreiter oder Irrläufer? 15 Jahre nach dem Debüt des Smart kommen mit Mia und Renault Twizy jetzt noch kleinere Fahrzeuge auf die Straßen. Doch mancher Experte bezweifelt den Erfolge der neuen, elektrischen Stadtmobile.

1998 brachte Daimler den Smart auf den Markt. Damals galt der 2,50 Meter kurze Kleinstwagen als die maximal mögliche Reduktion dessen, was man gerade noch als Auto durchgehen lassen kann. Doch das ist fast 15 Jahre her. Während der Smart schon wieder größer geworden ist, stellen andere Hersteller noch kleinere Fahrzeuge vor. Das Versprechen: Die Mobile sollen den Verkehr in den Metropolen flüssiger und die Luft sauberer machen.

Populärstes Konzept in dieser Klasse ist der Renault Twizy, der nach Angaben des französischen Herstellers in diesen Tagen für Preise ab 6990 Euro plus Miete für den Akku in den Handel kommt. Der Zweisitzer ist 2,30 Meter lang, 1,20 Meter breit und versteht sich als Mischung aus Kleinwagen und Motorroller mit teils offener Karosserie. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 80 km/h, die Reichweite gibt Renault mit maximal 120 Kilometer an.

Wer kompletten Schutz vor Wind und Wetter sucht, der kann auf den Volpe warten. Dieser geschlossene Zweisitzer ist eine italienische Entwicklung. Firmensprecherin Isabella Artioli bezeichnet ihn als „kleinstes Auto der Welt“. 2,20 Meter lang und 1,00 Meter breit ist er und fährt mit bis zu vier elektrischen Radnabenmotoren, die zusammen 12 kW/16 PS leisten und Geschwindigkeiten von maximal 105 km/h ermöglichen. Der Verkauf zu Preisen ab knapp 7000 Euro werde Anfang 2013 auch in Deutschland starten.

Auch die deutschen Hersteller liebäugeln mit solchen Fahrzeugen. Schon vor fast einem Jahr enthüllten sie auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt am Main mit dem VW Nils, dem Audi Urban Concept und dem Opel Rak-E drei Studien, die wie Kabinenroller aus der Zukunft anmuten. Doch seit dem Messedebüt ist es um die ultraleichten und extrem kompakten Elektrozweisitzer ruhig geworden.

„Fahrzeuge unterhalb des Smart, die also kürzer als 2,69 Meter sind, werden nicht der große Renner werden“, mutmaßt der Branchenkenner Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Uni Duisburg-Essen über die Zurückhaltung der Deutschen. Die Idee, kleine und erschwingliche Elektroautos zu bauen, sei zwar nachzuvollziehen. Allerdings ließen der Gebrauchswert, der Komfort und die Sicherheit zu wünschen übrig. „Wer etwas Kleines sucht, nimmt das Elektrofahrrad und wer ein Auto will, den Kleinstwagen“, sagt der Automobilwirtschaftsexperte.

Doch derzeit gibt es viele neue Miniaturmobile mit E-Antrieb, die den Großstädter überzeugen sollen. Bereits zu kaufen ist die Mia. Sie kostet nach Herstellerangaben ab 19 000 Euro und bietet auf 2,87 Metern Länge Platz für bis zu vier Personen.

Wem zwei Sitze wie im Smart genügen, dem liefert der italienische Hersteller Tazzari den Zero. Der weitgehend aus Kunststoff gefertigte Autoknirps schafft mit einer Akkuladung bis zu 140 Kilometer und ist bis zu 90 km/h schnell. Ab etwa 24 000 Euro kann man den Wagen bereits seit rund zwei Jahren erwerben.

Voraussichtlich erst 2013 zu kaufen gibt es den Hiriko. Den Zweisitzer haben amerikanische Wissenschaftler gemeinsam mit spanischen Investoren entwickelt. Seine Kabine ist mit Gelenken an den Achsen versehen: Wird das Auto abgestellt, stellt sich die Kabine automatisch schräg, dabei rücken die Achsen zusammen. So braucht der Hiriko nur noch einen halben Parkplatz.

Aus Gründen wie solchen argumentiert Gerd Lottsiepen, Sprecher beim umweltorientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD), für die kleinen Autos. „Motorisierte Kleinfahrzeuge haben aus verkehrlicher Sicht Sinn, weil sie gegenüber dem Auto platzsparend sind. So kommt man leichter durch die Ballungsgebiete“, sagt der Lobbyist. Als Elektrofahrzeuge brauchten sie zudem weniger Energie. Dabei hänge ihr Erfolg nicht zuletzt vom Preis ab, der wohl am Anfang doch noch relativ hoch sein werde, schätzt Lottsiepen. Immerhin die wohl weiter steigenden Spritpreise könnten den neuen, kleinen Elektrofahrzeugen im urbanen Verkehr doch noch zum Durchbruch verhelfen.

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