Konkav und farbig: Die neuen Trends beim Felgendesign

Münster/Köln (dpa/tmn) - Für die einen sind sie Spielerei, für andere Statussymbol: Leichtmetallfelgen sind der einfachste und kostengünstigste Weg, sein Auto optisch aufzumotzen. Zwei Trends sind derzeit auffällig: farbige Optik und konkaves Formendesign.

Harald Schmidtke weiß, dass er ein eigentlich simples Produkt vermarktet. „Aluminiumfelgen müssen rund sein, sie müssen vier oder fünf Löcher haben, und eine Bremse muss reinpassen“, sagt der Geschäftsführer des Verbands der Automobil Tuner (VDAT) aus Münster. „Damit sind viele Parameter schon festgelegt.“ Wie bei Kleidung oder Frisuren gebe es aber Modetrends bei Leichtmetallfelgen, sagt Schmidtke. Und das macht die Sache mit den Reifenträgern für einschlägige Fans interessant.

Das Geschäft mit den Felgen - im Grunde sei es „ein reines Imagegeschäft“, sagt Prof. Paolo Tumminelli von der Köln International School of Design. Denn andere Felgen als die Werksware anzubringen, gehört zu den beliebtesten Maßnahmen, um sein Auto zu individualisieren. Das hat einen handfesten Grund: „Im Budgetbereich ist es die einfachste Möglichkeit, sein Fahrzeug zu verändern“, sagt Schmidtke.

Generell sind Leichtmetallfelgen heute zwar kein herausragendes Aushängeschild renommierter Autohersteller mehr - wie es etwa die berühmte Fuchs-Felge für den Porsche 911 war. Trotzdem lässt sich mit den Sonderauflagen noch gut Geld verdienen, denn das Leichtmetallrad gilt nach wie vor in manchen Kreisen als Statussymbol. Folglich belegt es bei den Unternehmen des Tuner-Verbands immer noch Platz eins der Umsatzliste.

Dabei greift die gut betuchte Kundschaft gern zu besonders extravaganten Designs. „Es gibt ein florierendes Geschäft für Felgenveredelung“, erzählt Tumminelli. Manche bezahlten durchaus Beträge im sechsstelligen Bereich. Carbonfelgen sind in Deutschland aufgrund der unerschwinglichen Preise ebenfalls nur wohlhabenden Autofahrern vorbehalten. „Da zahlen Sie gut und gerne 18 000 Euro für den Felgensatz ohne Reifen“, sagt Harald Schmidtke.

Für den Design-Professor Tumminelli ist Zweifarbigkeit ein aktueller Trend. Viele Autohersteller setzten auf farbige Akzente und dekorative Ansätze, auch das Angebot auf dem freien Markt sei groß. Hinzu komme ein filigraner werdendes Design der Speichen, das nahezu zerbrechlich aussehe. „Die Felge verliert ihre Masse natürlich nur optisch“, zerstreut Tumminelli mögliche Sicherheitsbedenken.

Der Tuner Barracuda macht einen tendenziellen Wechsel von matten zu glänzenden Farben aus. Viele Kunden griffen wieder verstärkt zu komplett farbigen Felgen, sagt Ralf Fechtig von Aerotechnik Fahrzeugteile. Marco Schleicher von Mbdesign erkennt einen Trend zu „custom painted“, zu individuellen Teillackierungen. Auch viele andere Tuner haben farbige Felgen im Programm.

„Maßgeblich für die Saison 2013 sind glanzgedrehte Aluräder mit einem farbig pigmentierten Klarlack“, urteilt Harald Schmidtke. Die bei einem Standardklarlack alufarben wirkenden Flächen erschienen bei dieser Designvariante transparent farbig. Ob das tatsächlich ein breiter Trend wird, will Design-Professor Tuminelli allerdings nicht prognostizieren. Klar erkennbar sei aber die Entwicklung hin zu polierten Flächen.

Als zweiten Hype bezeichnet Schmidtke konkave Felgen, die nach innen gewölbt sind. Fast alle Tuner von Oxigin über Borbet bis RH-Alurad haben diese Räder im Sortiment, und das Geschäft mit ihnen boomt. Mbdesign bestätigt die stärkere Nachfrage, Borbet ebenso. AEZ zum Beispiel hat mit dem Modell Antigua jüngst eine konkave Felge für BMW vorgestellt.

Die Räder wirkten durch die außen am Felgenbett angebundenen und schräg nach innen verlaufenden Speichen besonders dynamisch, so Schmidtke. Der konkave Aufbau werde häufig mit klassischem Fünf-Speichen-Design kombiniert. „Die Felge an sich wirkt größer.“ Allerdings lassen sich konkave Räder aufgrund Beschränkungen bei Breite und Einpresstiefe nicht an jedem Fahrzeug montieren.

In Sachen Radgröße liege der Schwerpunkt bei Pkws unverändert zwischen 17 und 19 Zoll, sagt Schmidtke. Gleiches gilt für kompakte bis mittlere SUVs. Bei den großen SUVs dominierten weiter die Radgrößen von 20 bis 23 Zoll. In Übersee werden teils noch größere Felgen montiert: „Aber dieses ungebändigte Wachstum aus Amerika hat sich hier nicht durchgesetzt.“

So sehr bei der Felgen-Mode die Optik eine Rolle spielt - auch das Umwelt- und Spritsparthema wird wohl wieder eine größere Rolle spielen. „Ich kann mir gut vorstellen, dass mit der Suche nach dem Minimalgewicht wieder mehr auf Effizienz geachtet wird“, sagt Tumminelli. Schließlich versuchten die Hersteller händeringend, den Verbrauch immer weiter zu senken. Immerhin seien Leichtmetallfelgen erfunden worden, „um das Gewicht zu reduzieren, um den Autos eine bessere Leistung zu ermöglichen.“ Erst später seien sie zu einem rein optischen Element geworden.

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