OLDTIMER ALS ALLTAGSFAHRZEUG? Ein Leitfaden für Klassik-Interessierte

Moderne Autos haben schon Ihre Vorteile. Voller elektronischer Helferlein, sparsam und schadstoffarm. Leider fehlt dieser unzweifelhaften Attributsammlung aber etwas, das Automobilenthusiasten mit „Charakter“ umschreiben.

OLDTIMER ALS ALLTAGSFAHRZEUG?: Ein Leitfaden für Klassik-Interessierte
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Denn: Physik ist nun mal für alle Hersteller gleich. Je weiter Autos entwickelt werden, desto mehr nähern sich alle Modelle optisch an. Da kommen „ältere“ Fahrzeuge ins Spiel. Nicht unbedingt unbezahlbare Schätze wie Mercedes W111 als Cabriolet oder irgendwelche Ferraris, sondern der bunte Strauß an normalen, abertausendfach gebauten Vehikeln aus allen Jahrzehnten seit dem Krieg. Die sind auch heute noch in der Lage, im Alltag eingesetzt zu werden. Was man beachten muss, erklärt der folgende Artikel.

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Stellt sich natürlich für Otto Normalfahrer die berechtigte Frage, warum man sich ein „Allt-agsfahrzeug“ kaufen sollte, wenn Neuwagen bei sämtlichen Alltags-Attributen besser abschneiden. Nun, es ist eine Kombination durchaus emotionaler Eigenschaften. Oder, wie es ein unbekannter Oldtimer-Besitzer einst beschrieb: „Mit Vernunft darf man hier gar nicht erst anfangen“.

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Farben- und Formenvielfalt

Alle Hersteller müssen heute auf Sicherheit achten. Darauf, dass die Formen eines Fahrzeugs möglichst windschlüpfrig sind (der sogenannte CW-Wert) und natürlich auch, dass sie einen breiten Kundengeschmack ansprechen. All diese Faktoren führen aber in Kombination mit gewissen Design-Trends dazu, dass sich Autos immer mehr ähneln. Zwar gab es formale Trends bereits früher, etwa die „Coke-Bottle-Shape“ der späten 60er und frühen 70er, doch generell hatten die Designer früher nicht nur größeres Mitspracherecht, sondern jeder Hersteller hatte auch seine eigene, unverkennbare Form, die sich heute oft nur noch in Details ausdrückt (die BMW-Niere im Kühlergrill etwa).

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Schon das sorgt dafür, dass Oldies ein wesentlich markanteres Äußeres haben. Doch es ist noch mehr. Denn bis in die frühen 90er war die Autowelt regenbogenbunt. Wo heute Silber, Weiß, Anthrazit und gedeckte Farben die Majorität darstellten, waren es früher kräftige Töne wie etwa Mercedes‘ „Lapisblau“ oder das „Viperngrün-Metallic“ von VW. All dies lässt Oldtimer heute optisch mächtig aus der Masse herausragen.

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Helden der Kindheit

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Doch die Form ist bei vielen Fans nur ein Faktor. Eine überraschend große Zahl kauft sich auch Autos, die während ihrer Kindheit einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben. Vielleicht Papas Kadett-D, Opas 123er-Mercedes oder auch die damaligen Autoquartett-Superstars à la Renault Alpine A110, von der eine Neuauflage in den Startlöchern steht.

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Doch vielleicht ist es auch das damalige Lieblings-Matchboxauto oder der Wagen eines Filmhelden. Alles mehr als gute Gründe, sich einen Oldie zuzulegen. Dennis

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Der Hingucker schlechthin

Mit einem Wagen zur Arbeit, der älter ist, als man selbst? Das ist kein Exzentriker-Hobby, sondern machbar und günstig.

Mit einem Wagen zur Arbeit, der älter ist, als man selbst? Das ist kein Exzentriker-Hobby, sondern machbar und günstig.

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Der geneigte Leser kann sich selbst fragen: Sie gehen durch Krefeld und an Ihnen fährt zuerst ein nagelneues Mercedes-Coupé vorbei, gefolgt von einem auch optisch in die Jahre gekommenen Opel Ascona: Welchem Wagen blicken sie wohl länger nach?

Alle, die jetzt „dem Ascona“ sagen, haben verstanden, dass selbst ein mäßig erhaltener Oldie — ob der Tatsache, dass er aus dem Straßenbild fast verschwunden ist — oft ein interessanterer Hingucker ist, als jeder noch so exklusive Neuwagen.

Das entschleunigte Dasein

Nicht dass wir uns falsch verstehen: Nur weil ein Auto alt ist, bedeutet es mitnichten, dass es eine lahme Ente wäre. Da hätten alleine die bärenstarken US-V8-Motoren (bspw. 1969er Plymouth Roadrunner mit 431PS) oder Westentaschen-Raketen wie Ford Capri ein Wörtchen mitzureden.

Doch Alter, Wert, Verbrauch und die auch nicht mehr zeitgemäße Fahrwerksgeometrie sorgen einfach dafür, dass man einen Oldie wesentlich schonender lenkt. Nicht nur das: Sein Ambiente entstresst automatisch das Fahren. Damit wird der morgendliche Stau zwar nicht kürzer, aber doch leichter erträglich und das, obwohl die wenigsten Oldtimer mit mehr als einem Radio als Unterhaltungsprogramm aufwarten können.

Viele glauben, dass alte Autos teurer im Unterhalt wären als vergleichbare zeitgenössische Wagen. Ein Irrglaube, denn realistisch gesehen können Oldies in den meisten Fällen nicht nur zum Nullsummenspiel werden, sondern teilweise viel günstiger sein als ein Moderner.

Unterschied Old- und Youngtimer

Um das zu erklären, muss man bei zwei Fachbegriffen beginnen, von denen einer auch eine rechtliche Bedeutung hat:

Youngtimer ist ein reiner Szenebegriff. So werden Autos bezeichnet, die mindestens 20 (in manchen Kreisen 25) Jahre alt sind und im aktuellen Straßenbild selten geworden sind. Heute hätte also schon eine Mercedes-W140 S-Klasse von 1993 diesen Status.

Oldtimer ist hingegen ein rechtlicher Fachbegriff. Damit wird jedes Fahrzeug bezeichnet, dessen Erstzulassung (unabhängig von seiner Modell-Einführung) vor 30 oder mehr Jahren liegt. 2018 sind das also alle Autos mit Baujahr 1988 oder früher.

Vor allem der Oldtimer ist wichtig für die Kosten. Denn zu „seinem“ 30. Geburtstag macht der Staat einem (halbwegs) guterhaltenen Auto ein ganz besonderes Geschenk.

Magische Grenze 30 Jahre: Das H-Kennzeichen

Dieses Geschenk nennt sich H-Kennzeichen (Weil die Buchstaben-Zahlenfolge auf dem Nummernschild mit einem H für „Historisch“ endet). Kein schnödes Protzen. Denn dieses Kennzeichen bekommen nur Fahrzeuge, die sich in einem „erhaltungswürdigen Zustand“ befinden.

Das zu bescheinigen, obliegt einem TÜV-Prüfer, der eine Begutachtung nach §23 StVZO durchführt. Ein durchaus strenger Bewertungskatalog, der sicherstellen soll, dass nur gepflegte bzw. in Würde gealterte, originalgetreue oder zeitgenössisch umgebaute Fahrzeuge in den Genuss der mit dem H-Kennzeichen verbundenen Boni kommen.

Denn die sind es letztendlich, welche die ca. 150 Euro teure Begutachtung attraktiv machen:

• Pauschal 191 Euro Steuern im Jahr.

• Freie Fahrt ohne Plakette in allen Umweltzonen.

• Keine Betroffenheit bei etwaigen Fahrverboten (Diesel-Fahrverbot).

Rein Steuer-mathematisch lohnt sich das „H“ damit schon für alle Fahrzeuge über 700cm³ Hubraum. Und je größer dieser, desto mehr spart man.

Das Beste: Es entstehen keine weiteren Auflagen. Natürlich muss das Fahrzeug weiterhin alle zwei Jahre zur HU und lässt man es mit der Pflege schleifen, kann einem die H-Würdigkeit auch aberkannt werden (kommt aber praktisch nie vor). Doch es gibt keine Grenzen, der Wagen kann normal im Alltag bewegt werden, nur eben steuerlich teils dramatisch verbilligt.

Nicht alltagstauglich: Die 07er-Nummer

Daneben gibt es (ebenfalls verbunden mit einer §23-Begutachtung) die Option, sich alternativ auf der Zulassungsstelle eine 07er-Nummer ausstellen zu lassen (rote statt schwarze Zeichen, Kennzeichen hat nur die Kreis-Kennung und anschließend gleich eine Zahlenfolge, die immer mit einer 07 beginnt).

Auf den ersten Blick ist dessen Vorteilsliste lang:

• Pauschalbesteuerung (Autos 191 Euro, Motorräder 46 Euro)

• Umweltplaketten-freie Fahrt

• Kein Zwang zu TÜV-Untersuchungen (07er-Besitzer sind verpflichtet, selbst auf die Verkehrstauglichkeit zu achten)

• Wechselkennzeichen: Die „07“ darf auf mehrere Fahrzeuge montiert werden, die ebenfalls eine §23-Abnahme besitzen

Klingt gut, oder? Jain: Denn die 07 darf nur für „Prüf- und Einstellfahrten sowie Werkstattbesuche und Fahrten zu Veranstaltungen, die sich mit der Pflege automobilhistorischen Kulturguts befassen“ verwendet werden. Im Klartext: Keine Alltagstauglichkeit, denn jeder Trip muss per Fahrtenbuch nachgewiesen und auf Wunsch dem Amt vorgezeigt werden. Alle Zulassungsstellen besorgen sich beim Antrag zudem einen Auszug aus der Flensburger Punktekartei, nicht wenige vergeben 07er-Nummern nur an Null-Punkte-Fahrer.

Sonderkonditionen der Versicherer

Bei einem mit H-Kennzeichen gewürdigten Fahrzeug geht man davon aus, dass dieses schonender und umsichtiger bewegt wird, als ein Normalfahrzeug. Daher ist es bei praktisch allen Autoversicherern Usus, für Oldtimer spezielle, ebenfalls vergünstigte Tarife anzubieten und so eine Möglichkeit zu offerieren, an einem weiteren Unterhalskosten-Punkt zu sparen.

Allerdings: Manche Versicherer koppeln diese Sonderkonditionen an gedeckelte Jahreslaufleistungen (meist <10.000km). Wer sie durch eine Alltagsnutzung überschreitet, kann gegebenenfalls zu Nachzahlungen verpflichtet werden.

Die Mär vom Spritsäufer

„Oldtimer verbrauchen viel Kraftstoff“. Eine Pauschalaussage, die jedoch nicht zwingend gilt. Denn zunächst muss man sich mal fragen: „Im Vergleich zu…?“ Sind die 15 Liter Benzinverbrauch eines 1975er Ford-F100-Pickup mit 5,9-Liter-Motor viel im Vergleich zu den 9,6 Litern, die ein ähnlich großer 2-Liter VW-Amarok schluckt? Vielleicht, wenn man außeracht lässt, dass der Ford 500Nm Drehmoment stemmt und der VW nur 300. Doch wie sieht es mit „normalen“ Autos aus: Schluckt ein Opel Kadett-C mit 1,6-Liter-Motor mit 10 Litern wirklich so viel mehr als sein „Nachfolger im Geiste“ Astra-J mit 6,6 Litern? Viele würden jetzt sagen „Na klar“. Doch das stimmt eben nur nominell:

Selbst einen Alltags-Oldtimer wird man in aller Regel nur bei gutem Alltagswetter fahren, vielleicht im Winterhalbjahr sogar gar nicht. Dann halbiert sich der Jahresverbrauch, denn nur der zählt wirklich, sofern er nicht sowieso geringer ist. Zusammen mit den Ersparnissen durchs H-Kennzeichen und die Versicherung ergibt das je nach Oldie teilweise satte Einsparungen.

Wartung und technischer Unterhalt

Ein weiterer Irrglaube ist, dass Oldtimer mehr Pflege und Wartung benötigen. Zwar stimmt es, dass bei diesen Fahrzeugen typische Arbeiten wie:

• Zahnriemen/Steuerkette

• Ölwechsel

• Ventilspiel-Einstellung (entfällt praktisch immer nach Bj. 1980)

• Schmierdienst von Gelenken

anfallen. Aber: Durch die Wahl moderner Ersatzteile bzw. Betriebsstoffe werden diese Intervalle auf ein neuzeitliches Level gehoben. Zudem muss man einfach bedenken, dass viele heutige Oldies aus den späten 70ern oder gar 80ern stammen. Die unterscheiden sich, was Lebensdauer und Qualität anbelangt praktisch kaum von heutigen Fahrzeugen. Im Gegenteil, durch die geringeren Mengen Elektronik fallen sogar viele Fehlerquellen weg, zudem lassen sich die Oldies leichter und somit billiger reparieren.

Wertanlage Oldtimer

Autos, die in diesem Jahrtausend gebaut wurden, bemessen ihren Wert vornehmlich über Kilometerstand und ferner Ausstattung. Natürlich, auch beim Oldie spielt die Laufleistung eine Rolle. Doch der wahre Wert wird viel emotionaler ermittelt, auch wenn es im Klassiker-Bereich Listen à la Schwacke gibt.

Und schaut man sich die Preislisten an, die sich meist nach Zustandsnote (siehe Grafik) staffeln, fällt schnell auf: Selbst millionenfach gebaute Autos steigern ihren Wert im Laufe der Zeit. Ein gutes Beispiel: Der Golf-2. Noch vor zehn Jahren ein Alltags-Verbrauchsfahrzeug, das es mit Rest-TÜV zu dreistelligen Preisen gab. Heute kratzen die höherklassigen Varianten wie GTI bereits an der 10.000-Euro-Marke. Selbst für „Brot-und-Butter“-Ausführungen werden schnell 5.000 Euro fällig. Der Grund: Zeitfaktor und die immense Markt-Ausdünnung durch die Abwrackprämie.

Damit wird praktisch jeder Oldie, sofern man ihn pfleglich behandelt, zum Wertsteigerungsobjekt, das schon in zehn Jahren ein Vielfaches seines Kaufpreises einbringen könnte.

Die Argumente haben überzeugt und sie wollen jetzt einen Alltags-Oldie? Dann sollten sie die folgenden Tipps beherzigen. Denn beim Oldtimer kann man auch viel falsch machen.

Die wichtigsten Grundregeln

Wie erklärt, können Oldies durchaus ein sparsames Geschäft sein. Doch das funktioniert eben nur, wenn sie das H-Kennzeichen haben, weil Youngtimer keinen steuerrechtlichen Sonderstatus besitzen. Das wird vor allem bei Modellen wichtig, die aktuell je nach Baujahr sowohl als Young- wie Oldtimer eingestuft werden könnten — etwa ein „Ami“, der zwischen 1986 und 1992 gebaut wurde. Würde man sich hier ein Modell von 1990 kaufen, wäre der Unterhalt sehr teuer. Der Grund: Die Schadstoffklasse, also die heute wichtigste Berechnungsgrundlage der Kfz-Steuer, wäre extrem niedrig und die Steuerklasse somit wahrscheinlich so hoch, dass sie vierstellige Jahresbeträge verschlingt — wo das gleiche Auto, nur eben vor 1988 gefertigt, dank H-Kennzeichen nur 191€ kosten würde. Deshalb sollte bei der Autosuche die Maßgabe gelten, nur nach Baujahren zu fahnden, die H-würdig sind, selbst wenn man ein jüngeres Modell in sehr gutem Zustand bekommen könnte.

Zustand vor Ausstattung

Wer heute einen Gebrauchten kauft, nimmt meist das besser motorisierte bzw. ausgestattete Modell. Bei Oldtimern muss man anders denken: Hier gilt die Grundregel, dass man alle Einsparungen beim Kaufpreis später in die Restauration stecken muss.

Ergo sollte man immer dem Wagen im besseren Zustand den Vorzug vor demjenigen mit der besseren Ausstattung geben, vor allem mit Hinblick auf die Wertsteigerung.

So kauft man Oldtimer

Nicht jeder Oldtimer ist bedenkenlos alltagstauglich, hier zählen oft Details. Auch die Ersatzteillage ist von Modell zu Modell höchst verschieden. Dieser Merksatz muss Ausgangspunkt sein, nach dem man „seinen“ Alltagsoldie sucht. Als Ablaufplan sieht das folgendermaßen aus:

1. Sich generell über potenzielle Modelle klarwerden

2. Die Auswahl auf fünf eingrenzen, die man besonders attraktiv findet

3. Zu diesen Fahrzeugen die Ersatzteillage sowie Schwachstellen recherchieren (Markenforen im Web, Oldtimerzeitschriften, Clubs, Hersteller)

4. Dem Modell den Vorzug geben, das über die beste Versorgung und einfachste Schwachstellen-Bereinigung verfügt

5. Preise, Ausstattungslinien und Motorisierungen dieses Modells recherchieren und jene wegstreichen, die besonders selten (=teuer) sind

6. Auf die Suche nach passenden Wagen machen

Hält man sich dann noch an die guten Regeln des Gebrauchtwagenkaufs, nimmt einen Fachmann mit oder lässt das Objekt der Begierde begutachten, kann eigentlich nichts schiefgehen.

Wirklich alltagstaugliche Oldies

Doch welche Oldtimer sind denn wirklich, unter Berücksichtigung von Ersatzteillage und Robustheit, alltagstauglich? Hierzu eine kleine Liste ohne Anspruch auf Vollständigkeit

• Mercedes-Baureihen W123, W124 und W201

• BMW-Baureihen E21, E30, E12, E28, E23

• Porsche 924

• Audi-Baureihen C1, C2, C3, C4, B1, B2, B3

• VW-Käfer, Golf-1 & -2, Passat B1 bis B3

• Opel Ascona, Manta, Kadett-C bis —E sowie Rekord (ferner Commodore & Monza)

Ford-Modelle wurden absichtlich nicht inkludiert: Diese leiden ohne Ausnahmen daran, dass 1977 ein Teil des Werks, darunter das Teilelager, abbrannte. Deshalb sind hier Ersatzteile entsprechend rar.


Finger weg

Naturgemäß entsteht auf diese Weise auch eine lange Liste von Fahrzeugen, die nicht alltagstauglich sind. Eine besonders umfangreiche Kategorie besetzen italienische und französische Modelle der 1970er und -80er. Grund: Damals wurden beide Länder durch viele Arbeitskämpfe erschüttert, weshalb generell die Produktionsqualität stark litt. Zudem setzten Hersteller wie Fiat, Alfa Romeo, aber auch Peugeot und Citroen auf schlechtes Blech bzw. implizierten teils auch gar keine Rostvorsorge (stellenweise wurden Belche nur auf der sichtbaren Seite lackiert). Das alles sorgt dafür, dass man „die Guten“ aus diesem Zeitraum mit detektivischer Akribie und viel Schwachstellen-Fachwissen suchen muss.

Anders sieht es bei PS-starken Fahrzeugen aus. Amerikanische Muscle-Cars aus den 60ern etwa sind ungeachtet ihres Zustandes heute brutal überteuert. Für einen eigentlich kreuzbraven Mercedes 190 zahlt man, in der „bösen“ 3,2-Liter-Variante, selbst für einen extrem sanierungswürdigen Schrotthaufen fünfstellige Beträge.

Entspannte Fahrregeln für den Alltag

Ein als alltagstauglich geltender Oldtimer kann als solcher auch genutzt werden. Doch sollte man sich trotzdem bewusstmachen, dass selbst der robusteste Wagen, schon ob seines Alters, eine schonendere Hand verdient hat, als ein Fahrzeug neueren Datums. Deshalb gilt:

• Bei schlechtem Wetter besonders vorsichtig fahren (Keine Airbags, schlechtere Crash-Eigenschaften)

• Dem alten Motor keine Vollgas-Orgien aufzwingen

• Bei Fahrzeugen ohne ABS vorausschauender fahren und früher bremsen

• Streusalzanhaftungen sofort abwaschen

• Peinlich genau auf den Luftdruck achten

• Falls der Motor es benötigt, immer Blei-Ersatz-Additiv in den Tank geben

Natürlich muss man nicht „wie auf Eiern“ fahren. Aber wer so viele Jahre überstanden hat, sollte nicht gezwungen werden, Neuwagenleistungen zu erbringen.

Sicherheit geht vor — auf allen Ebenen

Darüber hinaus muss auch bedacht sein, dass sämtliche Diebstahlschutzmaßnahmen, die heute Gang und Gäbe sind, bei alten Fahrzeugen fehlen. Da lässt sich die Zentralverriegelung vielleicht mit einem halben Tennisball öffnen (weil das System durch Luftdruck funktioniert) oder es fehlt schlicht eine Lenkradverriegelung.
Eine mechanische Lenkrad- oder Pedalsperre sollte also immer benutzt werden. Am besten eine abschließbare Garage. Ein kleiner Ein-Kilo-Pulverfeuerlöscher unter dem Beifahrersitz ist zudem auch keine schlechte Idee.

Old- und Youngtimer sind eine interessante Alternative für alle Autofahrer, die mehr wollen, als bloß von A nach B zu kommen. So mancher, einst millionenfach gebaute Oldie kostet heute nicht nur einen Bruchteil der Anschaffungskosten eines Neuwagens, sondern lässt sich auch durch ein H-Kennzeichen gnadenlos günstig unterhalten, bei durchaus Neuwagen-mäßiger Robustheit. Damit werden die alten Stücke, die längst aus dem Straßenbild verschwunden sind, zu mehr als einer verspielten Liebelei: Einem echten Genuss ohne Reue.

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