Der richtige Haken - Die Anhängerkupplung nachrüsten

Losheim am See (dpa/tmn) - Wer hätte das gedacht: Beim Nachrüsten einer Anhängerkupplung kann es zu Softwareproblemen kommen. Das gilt zwar nur für neuere Autos, doch auch bei älteren ist es mit dem Anschrauben des Hakens nicht einfach getan.

Starr oder flexibel - das ist die Frage bei der Wahl der Anhängerkupplung. Die Luxusmodelle lassen sich einklappen oder zumindest abnehmen. So kann etwa ein schönes Coupé dezent verbergen, dass es ab und zu als Zugpferd eingespannt wird. Bei einem Geländewagen dürfte der Haken schon eher dazugehören. Die starre, immer sichtbare Variante kommt bei Allradlern meist zum Zuge. Die Anhängerkupplung ist jedoch ein Extra, auf das viele Neuwagenkunden aus Kostengründen verzichten. Wenn dann aber ein Trailer oder Wohnwagen mitkommen soll, gibt es zum Glück eine Lösung: die Vorrichtung zum Nachrüsten.

„Von einfach bis High-Tech gibt es viele Varianten“, erklärt Stefan Ehl, Prüfingenieur bei der Sachverständigenorganisation KÜS in Losheim am See. Allerdings sitzt der Teufel im Detail. „Bei manchen Autos muss zum Beispiel eine abnehmbare Anhängekupplung verbaut werden, wenn das Teil das Nummernschild oder die Nebenschlussleuchte verdeckt.“

In aller Regel verbietet sich der Anbau in Eigenregie bei jüngeren Baujahren. Vor allem Sicherheitsgründe sprechen bei modernen Fahrzeugen mit viel Elektronik an Bord für die Werkstatt des Vertragshändlers. Bei exakt ausgelegten modernen Motoren könne etwa wegen der Anhängelast ein Zusatzlüfter zur Motorkühlung notwendig werden, erklärt Hubert Paulus vom ADAC Technik Zentrum in Landsberg am Lech.

Auch das seit November 2011 bei allen neuen Automodellen pflichtmäßig eingebaute Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) muss unter Umständen angepasst werden. Das notwendige Software-Update für das Steuergerät des Schleuderschutzes können viele freie Werkstätten nicht aufspielen. Das Update bewirkt, dass Schlingerbewegungen des Gespanns während der Fahrt besser ausgeglichen werden.

Doch Hobbyschrauber können schon bei der Einbindung der Anhängerkupplung in die Elektrik Fehler machen. Denn damit an Hänger oder Wohnwagen die Beleuchtung funktioniert, muss das Nachrüstset an das BUS-System der Fahrzeugelektrik angeschlossen werden. Nur so können die Blinker angesteuert werden. Wer hier patzt, riskiert teure Schäden am Steuergerät für die Fahrzeugbeleuchtung. Laut Paulus kann ein neues Steuergerät schnell 500 bis 1000 Euro kosten.

Geht es nur um das Nachrüsten des Hakens, können sich Besitzer eines älteren Autos glücklich schätzen, denn hier gestaltet sich die Montage weit einfacher. Es empfiehlt sich aber, nach der Eigenmontage in einem Fachbetrieb prüfen zu lassen, dass alle Schrauben richtig sitzen, rät Paulus.

„Es kann sein, dass die Kaskoversicherung nicht zahlt, wenn man sich nicht absichert“, ergänzt KÜS-Mitarbeiter Hans-Georg Marmit. Bei Haftpflichtschäden trete die Versicherung zwar immer ein. Doch Regressforderungen seien bei Unfällen infolge unsachgemäßer Montage nicht ausgeschlossen.

Um die Stützlast müssen sich Kunden keine Gedanken machen: Die Haken sind auf Fahrzeugtypen ausgelegt und nutzen damit den Spielraum aus, den der Autohersteller vorgibt, erklärt KÜS-Prüfingenieur Ehl. Insgesamt müssen Käufer bei starren Systemen mit Einbau mindestens rund 1200 Euro einrechnen, gibt Paulus als Richtwert an. Für abnehmbare Lösungen samt ESP-Update werden 1800 Euro und mehr fällig.

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