Chrom und flammende Reifen: Optisches Tuning fürs Fahrrad

Berlin/Köln (dpa/tmn) - Bei Regen, Matsch und Dämmerung lassen viele Menschen das Fahrrad lieber stehen. Warum den Drahtesel jetzt nicht an ein trockenes Plätzchen verfrachten und ein bisschen aufpolieren?

Auch für Fahrräder gibt es optisches Tuning.

Zeig' mir, womit du radelst, und ich sag' dir, wer du bist: Fahrräder sind heute mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. „Immer mehr Menschen wollen mit ihrem Rad auch ihre Persönlichkeit auszudrücken“, sagt Gerolf Meyer vom Pressedienst Fahrrad (pdf). Am einfachsten geht das, indem man die Optik des Fahrrads verändert. Durch Tuning wird das Rad mit Chrom und Leder zum Rocker-Bike oder mit Häkelüberzügen zum Hippie-Mobil.

Schon der Lenker kann für eine eigene Note sorgen: Ein verchromter Chopper-Lenker gibt dem Fahrrad zum Beispiel einen rebellischen Touch. Auch passende Ledergriffe oder Lederfransen stehen zur Auswahl. Die Umgewöhnung von einem Standardlenker auf einen in U-Form oder extremer Wellenform sei aber nicht zu unterschätzen, sagt Oliver Perleberg vom Radgeschäft Berliner Radservice.

Mit der passenden Lackierung kann man den Look des Fahrrads komplett umkrempeln. „Dafür baut man zunächst alle technischen Teile am Rahmen ab“, sagt Linus Meier vom Kölner Fachgeschäft Radfieber. Ist das Rad „nackt“, sollte man den Rahmen komplett mit dem Sandstrahl reinigen, so dass kein Dreck oder Fett zurückbleibt. Die Farbe wird dann mit einer feinen Sprühpistole aufgetragen. Besonders beliebt seien Weiß, Gold und Schwarz, sagt Perleberg. Doch Lackieren ist nichts für Anfänger: „Eine mehrfarbige Lackierung auf dem Fahrradrahmen selbst hinzubekommen ist sehr schwierig“, sagt Meier. Wer die Arbeit dem Profi überlässt, müsse bis zu 300 Euro zahlen.

Deutlich günstiger sind Stickersets für Rahmen und Lenker, die es ab zehn Euro gibt. Dabei sind verschiedenste Motive erhältlich - von Koi-Karpfen über die Simpsons bis Kirschen und Zitronen. Auch hier gilt: Vor dem Draufkleben den Rahmen gründlich von Schmutz und Fett säubern. Wer sicher gehen will, dass die Aufkleber nicht abblättern, pinselt eine Schicht Klarlack darüber. „Davor sollte man aber sicher gehen, dass dieser keine Lösungsmittel enthält, welche die Sticker angreifen können“, rät Meyer.

Für farbliche Abwechslung sorgen auch bunte Reifen. „Cremefarbenes Gummi oder Brauntöne sind im Kommen“, sagt Gerolf Meyer. Wer beim Radeln besonders auffallen will, greift zu Pneus mit Tiger- oder Schlangen-Aufdruck. Solche Reifen gibt es ab 25 Euro. Ähnlich viel kosten Varianten mit ungewöhnlichem Profil. Für den Rocker gibt es Reifen mit gestanztem Flammenmuster, zum rosafarbenen Girlie-Rad passen Reifen mit Hibiskusmuster. „Doch solche Profile können sich auf die Fahrweise des Rads auswirken“, sagt Bettina Cibulski vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Besonders auf Kopfsteinpflaster oder nassem Untergrund sollte man mit einem ausgefallenem Profil daher etwas vorsichtiger fahren.“

Auch vor dem Sattel macht das Rad-Tuning nicht halt. Es gibt eine große Auswahl an peppigen Alternativen: Sitze mit Velourbezug, Sattel in Lederoptik samt blumigen Gravuren oder solche mit indianischen Stammesmustern. Die Ästhetik sollte aber nicht zu Lasten des Sitzkomforts gehen. Gerippte Oberflächen zum Beispiel können beim Fahren zunächst ungewohnt sein. Generell gilt: Vor dem Kauf des Sattels unbedingt eine Proberunde machen.

Ungewöhnliche Gepäckträger werden vor dem Kauf ebenfalls besser ausprobiert. Verchromt oder mit besonders breiter Klemmspange kann dieser sonst unscheinbare Teil des Fahrrads die Blicke auf sich ziehen. „Bei der Kaufentscheidung sollte man aber auch berücksichtigen, wie viel Gewicht der Träger aushält“, rät Cibulski. Manche Modelle fallen besonders auf, weil bei ihnen die Klemmspange nicht wie üblich niedriger als der Sattel, sondern höher als derselbe liegt. „Das kann beim Transport den Schwerpunkt des Fahrrads negativ verändern, es fährt wackliger“.

Nicht wacklig, ja nach Geschmack aber ganz schön schräg, können Rücklichter daherkommen. Eine Leuchte als grün schillernde Voodoo-Maske fällt auf und macht den Radler für andere Verkehrsteilnehmer besser sichtbar. „Solche meist batteriebetriebenen Lichter können aber nur ein Zusatz sein. Das Hauptrücklicht muss dynamobetrieben und rot sein“, gibt Linus Meier zu bedenken.

Wer ausreichend beleuchtet ist und dazu besonders schnittig aussehen will, kann sich sogar einen künstlichen Auspuff an das Fahrrad montieren. Das Metallrohr sorgt allerdings für keinen Geschwindigkeitsgewinn. Wer sein Fahrrad so liebevoll optisch aufpoliert hat, gibt Betrachtern aber ohnehin am besten genug Zeit, um das rollende Kunstwerk zu bewundern.

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