Begrenzter Spareffekt - Kosten und Nutzen von Hybridautos

Stuttgart (dpa/tmn) - Hybridantriebe können den Spritverbrauch senken. Eine spürbare Entlastung fürs Portemonnaie bringen Autos mit elektrisch unterstütztem Verbrennungsmotor meist aber nicht. Denn die Rechnung darf nicht ohne die Anschaffungskosten gemacht werden.

Hybridfahrzeuge gelten als Saubermänner. Ihr Vorteil: Sie verbrauchen weniger Kraftstoff und verringern damit auch den Ausstoß des Treibhausgases CO2. Ihr Nachteil: Sie sind in der Anschaffung meist erheblich teurer. Wer sich angesichts der hohen Preise an den Zapfsäulen überlegt, beim nächsten Autokauf zu einem Hybridmodell zu wechseln, muss diese Vor- und Nachteile sorgsam abwägen. Ob ein Hybridauto in finanzieller Hinsicht überhaupt Vorteile bietet, hängt nicht zuletzt vom Einsatzprofil und Fahrverhalten des Nutzers ab.

Hans-Jürgen Mäurer, Entwicklungschef der Prüforganisation Dekra, taxiert die Mehrkosten bei der Anschaffung gegenüber einem entsprechenden konventionellen Modell des gleichen Herstellers auf rund 30 Prozent und mehr. So bietet zum Beispiel Toyota den Kleinwagen Yaris mit Benzinmotor für knapp 12 000 Euro an, als Hybrid kostet er rund 17 000 Euro. Beim Peugeot 3008 schlägt die Hybridvariante mit Dieselverbrenner mit gut 34 000 Euro zu Buche, ein herkömmliches Modell bekommt ein Käufer für gut 22 000 Euro. Im Großen und Ganzen sei der Aufpreis wegen der anspruchsvolleren Technik und der meist etwas umfangreicheren Grundausstattung aber gerechtfertigt, sagt Mäurer.

Um die Frage nach dem Spritsparpotenzial eines Hybridantriebs zu beantworten, muss man sich zunächst einmal dessen Wirkungsprinzip vor Augen führen. Einfach gesagt, kombiniert ein Hybridauto einen Verbrennungsmotor - zumeist einen Benziner - mit einem Elektromotor, wie Andrea Gärtner vom ADAC erläutert. Dabei wird die überschüssige Leistung des Benzinmotors in elektrische Energie umgewandelt und in einer Batterie gespeichert. Bei Bedarf speist die wiederum den Elektromotor.

Außerdem kann laut Gärtner beim Bremsen und Bergabfahren Energie zurückgewonnen, in der Batterie gespeichert und für den Antrieb genutzt werden. Bei abnehmendem Ladezustand der Batterie arbeitet der Elektromotor als Generator und lädt sie während der Fahrt wieder auf. Anders als bei einem „reinen“ Elektroauto muss die Batterie also nicht extern aufgeladen werden.

„Hybrid-Autos können vor allem im Großstadtverkehr durch die Rückgewinnung der Bremsenergie ihre Stärke ausspielen“, erklärt der Autofachmann Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen. „Wer dagegen häufig auf der Autobahn fährt und konstant Tempo 120 hält, dem bringt ein Hybridauto nichts.“ In diesem Fall sei diese Antriebsart sogar schlechter, da ein Hybrid wegen der Batterie und des Elektromotors schwerer sei.

Ist ein Fahrer oft auf Landstraßen in den Mittelgebirgen oder den Alpen unterwegs und muss dabei viele Höhenunterschiede überwinden, bremsen und wieder beschleunigen, kann er nach den Worten Dudenhöffers dagegen von einem Hybridantrieb profitieren. Da der Spritspareffekt eines Hybridautos stark von diesem Einsatzprofil abhänge, könne auch nicht pauschal gesagt werden, ab welcher Laufleistung im Jahr sich ein Hybrid wirtschaftlich lohne.

Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt auch Dekra-Experte Mäurer. „Hybridantriebe haben ihren großen Vorteil im Stop-and-go-Verkehr und können dort erheblich Kraftstoff einsparen.“ Unter günstigen Bedingungen könne der Verbrauch um 20 bis 40 Prozent sinken - aber nur bei recht zurückhaltender Fahrweise.

Vor dem Finanzamt bietet ein Hybrid dagegen kaum Sparpotenzial. „Es gibt keine explizit ausgewiesenen steuerlichen Vorteil für Hybridfahrzeuge“, sagt Mäurer. „Allerdings ist der vom CO2-Ausstoß abhängige Steueranteil geringer als bei Fahrzeugen mit konventionellem Antrieb. Dabei handelt es sich jedoch nur um wenige Euro im Jahr.“

Unterm Strich bleibt laut dem Dekra-Experten die Erkenntnis, dass die Anschaffung eines Hybridautos „ganz hart kalkuliert leider nur in wenigen Fällen wirtschaftlich sinnvoll ist“. Auf der anderen Seite sei es natürlich ein gutes Gefühl, so Mäurer, an der Tankstelle deutlich seltener Gast zu sein. „Wenn man sich auf die reinen Betriebskosten konzentriert, schneidet der Hybrid etwas besser ab.“

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