ADAC-Tester kritisieren Mängel an Autobahn-Raststätten

München (dpa) - Viele Autobahn-Raststätten in Europa bieten nach Einschätzung des ADAC zu wenig für Familien und behinderte Gäste. Der Autoclub kritisiert zudem die Toilettengebühren.

In seinem Rastanlagentest 2012 hatte der Autoclub 65 Betriebe entlang wichtiger Reiserouten in 13 Ländern unter die Lupe genommen. Darunter waren in Deutschland sechs Raststätten und sechs Autohöfe.

Keine Rastanlage bekam im Gesamtergebnis ein „sehr gut“. 33 Raststätten wurden mit „gut“ bewertet, 27 Mal gab es „ausreichend“. Fünf Rastanlagen fielen in dem am Donnerstag veröffentlichten Test mit „mangelhaft“ durch.

Urlauber mit Kindern seien in der Schweiz, an den deutschen Raststätten und in Kroatien meist gut aufgehoben, hieß es. In Spanien und Italien war es hingegen mit der Familienfreundlichkeit nicht weit her. So gut wie nie gab es Spielplätze und Spielecken. In Tschechien fehlten die Wickelmöglichkeiten. Mehrfach wurde nicht an die Rollstuhlfahrer gedacht. Etwa in den Niederlanden gab es Bezahlschranken vor Toiletten, die erst vom Personal abgebaut werden müssen, um das Behinderten-WC zu erreichen.

Bei den Preisen bekamen viele Raststätten ein Minus, besonders die Schweizer schnitten hier schlecht ab. Bei der Hygiene erhielten die meisten getesteten Anlagen aber ein „gut“ oder sogar „sehr gut“, ebenso bei der Bewertung der Shops und Kioske.

Dauerbrenner-Thema: Die Toiletten. Der ADAC kritisierte erneut, dass die Benutzung an deutschen Raststätten - anders als an Autohöfen - auch beim Einkauf im Shop oder im Restaurant noch 20 Cent kostet. Dass es anders gehe, bewiesen Anlagen in Österreich und Kroatien. Dort gebe es prima Hygienewerte bei Gratis-Nutzung.

Der Raststättenbetreiber Tank & Rast wies die Kritik zurück. Das zusätzliche Entgelt von 20 Cent fließe zurück in die Qualitätssicherung, erklärte Sprecher Andreas Rehm. „Eine solche Top-Qualität ist allerdings nicht zum Nulltarif möglich.“ Für die Kunden stünden kostenlos zusätzliche Angebote bereit, wie Babywickelräume, behindertengerechte WCs oder Defibrillatoren.

Beste Raststätte wurde mit der Note „gut“ die Anlage Wörthersee in Österreich an der A 2 zwischen Villach und Wien. Sie überzeugte mit gutem Essen, einem schönen und sicheren Kinderspielplatz, Kinderspielecke und Babystation sowie gepflegten Sanitäranlagen.

Deutscher Sieger ist Irschenberg Süd an der A 8 München-Salzburg. Dort sei es auch beim Test hoch hergegangen. „Zwischendurch kamen immer wieder Busse. Es war wirklich viel los und trotzdem hatten sie alles prima im Griff“, sagte ADAC-Testleiterin Simone Saalbach. „Da zeigt sich die Qualität der Betriebsleitung und des Personals“.

Testverlierer mit „mangelhaft“ wurde die Raststätte Ruma in Serbien an der A 1 zwischen Belgrad und Šid. Unter anderem bei Familienfreundlichkeit und Sanitäranlagen gab es sogar „sehr mangelhaft“. Die Tester vermissten Wickelmöglichkeit, Kinderstuhl im Restaurant, Spielecke und Behinderten-WC.

Massiv aufgeholt haben die Autohöfe, die ursprünglich auf Lkw-Fahrer ausgerichtet waren. „Viele Anlagen haben inzwischen gezeigt, dass sie es wirklich draufhaben“, sagt Saalbach. Der Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Autohöfe VEDA, Herbert Quabach warnte aber vor direkten Vergleichen. „Autohöfe sind nicht auf ein Massengeschäft hin ausgerichtet.“ Die Stoßzeiten seien völlig andere als an den Raststätten. An Wochenenden und Abenden sei es auf Autohöfen ruhig, während sich auf Raststätten Urlauber drängten.

Der ADAC legte für den Test die Bedürfnisse einer vierköpfigen Familie mit Kleinkind zu Grunde. Unterschiedliche Tester besuchten jede Anlage zwei Mal unangemeldet zwischen 16. Januar und 8. Februar. Kritik an dem Zeitraum im Winter jenseits der Urlaubszeit wies Saalbach zurück. „Das ist unsere Forderung als Verbraucherschützer, dass eine Anlage immer guten Service bietet.“ Bewertet wurde in den Kategorien Verkehrssicherheit, Außenanlage, Service, Gastronomie, Shop, Familienfreundlichkeit, Sanitäranlagen, Hygiene und Preise.

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