Ein Ehrenamt ist gesundheitsfördernd

Seit fünf Jahren besteht der Treffpunkt Ehrenamt — und bemüht sich seither, Interessenten und Angebote zusammenzubringen.

Ein Ehrenamt ist gesundheitsfördernd
Foto: Doro Siewert

Burscheid. Wer bisher dachte, vor allem sportliche Betätigung beuge Gesundheitsschäden vor, muss sich eines Besseren belehren lassen: Es ist das Ehrenamt, das vor allem ältere Menschen vor Einsamkeit, Boreout (krankmachender Langeweile) und Depressionen bewahren kann. „Gerade Männer definieren sich stark über ihre Arbeit und das Gefühl, gebraucht zu werden“, sagt Silke Riemscheid vom Treffpunkt Ehrenamt. Wenn dann die Rente kommt, droht Ungemach. Es sei denn . . .

Seit fünf Jahren gibt es den Treffpunkt Ehrenamt. Hervorgegangen als eine Idee aus der Zukunftsinitiative, bemüht sich diese Ehrenamtsbörse seither, Menschen, die helfen wollen, und Angebote, die Hilfe benötigen, zusammenzubringen. Mit einem im Laufe der Zeit immer ausgefuchsteren Programm: „Bei uns gibt es den Status beraten, Erstkontakt und vermittelt“, sagt Hermann Greger und lacht.

Rund hundert Freiwillige sind mittlerweile registriert und haben Auskunft gegeben über Vorlieben, Fähigkeiten und Kenntnisse, die sich ehrenamtlich nutzen ließen. Gleiches gilt für die Angebotsseite: In einem detaillierten Fragebogen und mühseligen Vorortterminen haben die ursprünglich zehn Helferinnen und Helfer der Ehrenamtsbörse zusammengetragen, wo es in der Stadt Bedarf gibt.

90 Angebote sind derzeit verzeichnet — vom Altenzentrum über den Bürgerbusverein bis zum Kleiderladen des Kinderschutzbundes. 57 Personen konnten bisher vermittelt werden.

Nicht alle Interessenten kommen dabei so aufgewühlt in die wöchentliche Sprechstunde wie jener Rentner, dessen Frau noch arbeitete und der tränenüberströmt bat: „Bitte helfen Sie mir. Ich weiß nicht, was ich machen soll.“ Aber der Treffpunkt Ehrenamt ist die richtige Adresse für alle, die ihr persönliches ehrenamtliches Einsatzfeld noch nicht selbst gefunden haben. „Wer nichts für andere tut, tut nichts für sich“, wartet Greger mit einem Goethe-Zitat auf.

Die Ehrenamtsbörse, die sich mittlerweile auf einen Fünferkreis reduziert hat, hat sich bewusst nicht als Verein organisiert, sondern versteht sich als flexibles Team (das aber durchaus Zuwachs vertrüge). Laufende Kosten entstehen dem Treffpunkt bis auf 5,70 Euro pro Monat für die von Helmut Mück ehrenamtlich betreute Homepage nicht. Das Beratungsbüro im Rathaus steht den Helfern samt Ausstattung kostenlos immer donnerstags zur Verfügung.

In der Zwischenzeit ist die Ehrenamtskarte als weiterer Tätigkeitsschwerpunkt hinzugekommen. Das landesweite Angebot soll Freiwillige mit einem besonders hohen Arbeitseinsatz (mindestens 250 Stunden pro Jahr und das mindestens über einen Zeitraum von zwei Jahren) würdigen und ihnen eine Reihe von Vergünstigungen verschaffen — sowohl landesweit als auch auf örtlicher Ebene.

Nach einigem Hin und Her ist die Karte auch in Burscheid eingeführt worden. Knapp 50 Vergünstigungen werden dafür allein vor Ort gewährt, 70 Burscheider sind derzeit mit der auf drei Jahre befristeten Karte ausgestattet. „Aber viele sagen auch, sie wollen gar keine Karte“, sagt Greger.

Dass der Einsatz der Ehrenamtsbörse nicht nur Älteren gilt, beweist im Übrigen die unverhoffte Lösung für die Bingorunde im Altenzentrum. Seit Jahresanfang wurde ein Spielleiter für das Montagsangebot gesucht, zunächst ohne Erfolg. Dann konnte Silke Riemscheid das mit ihr befreundete Paar Els und Billu Goindi für die Aufgabe gewinnen, allerdings erst ab August.

Da stand eines Tages Maren Bohl (19) vor der Tür. Die Abiturientin war bis zum Start ihres Auslandsaufenthalts im August zu ihren Eltern nach Burscheid zurückgekehrt und hatte sich bei der Anmeldung im Rathaus gleich auch spontan bei der Börse gemeldet. Jetzt hat sie bis zu ihrer Abreise die Spielleitung der Bingorunde übernommen.

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