Borussia Mönchengladbach Heynckes' Rückkehr nach Gladbach

Am Samstag kommt es im Borussia-Park zum Wiedersehen mit seinem Ex-Klub und auch mit VfL-Trainer Hecking, der schon Spieler unter dem 72-Jährigen war.

 Auch am Samstag auf Augenhöhe? Gladbachs Trainer Dieter Hecking und Bayern-Coach Jupp Heynckes.

Auch am Samstag auf Augenhöhe? Gladbachs Trainer Dieter Hecking und Bayern-Coach Jupp Heynckes.

Foto: Peter Steffen

Mönchengladbach. Als der letzte Vorhang fiel, gab es große Gefühle, und Jupp Heynckes schämte sich seiner Tränen nicht. Nach seinem letzten Bundesligaspiel an alter Wirkungsstätte in Mönchengladbach (4:3-Sieg für München) Mitte Mai anno 2013 ließ der damals 68-jährige Trainer des alten und neuen Deutschen Meisters, überwältigt vom warmherzigen Empfang, seine Emotionen einfach raus. Eine Woche später feierten Heynckes und Co den Champions-League-Sieg gegen Borussia Dortmund (2:1) und schließlich den DFB-Pokal-Gewinn (3:2 gegen Stuttgart) als Tüpfelchen auf dem i. Das Triple. Ein Abschied wie gemalt. Jupp Heynckes verschwand danach aus dem Blickfeld des Profifußballs und genoss fortan seine neuen Freiräume.

Vier Jahre, sechs Monate und sieben Tage später ist Heynckes, 72-jährig, zurück und längst wieder mitten drin. Am Samstag (18.30 Uhr) kommt es im Bundesliga-Abendspiel bei Borussia Mönchengladbach zum Wiedersehen mit seinem Ex-Klub und auch mit Dieter Hecking, der schon als junger Profi mit dem Trainer Heynckes in Berührung kam, ihn hautnah erlebte, bevor Hecking später selbst als Coach Karriere machte. Nach dem unerwarteten Comeback von Jupp Heynckes wartet nun das neunte Liga-Duell auf beide: drei Siege, zwei Unentschieden, drei Niederlagen — die Bilanz ist ausgeglichen.

„Wusste ich gar nicht. Das hört sich ja ganz gut an. Mal abwarten, wie die Bilanz am Samstagabend aussieht“, sagt der Cheftrainer der Gladbacher im Vorfeld des ewig jungen Klassikers, der 99. Begegnung zwischen Mönchengladbach und dem FC Bayern seit dem gemeinsamen Aufstieg vor 52 Jahren.

Kurios: Jupp Heynckes traf in seinem letzten Trainerjahr 2013 innerhalb eines Vierteljahres gleich zweimal auf Hecking, der in der Hinrunde noch den 1. FC Nürnberg betreute und den Bayern ein 1:1 abtrotzte. In der Winterpause übernahm Hecking dann den VfL Wolfsburg und verlor gegen die Bayern daheim mit 0:2.

Begonnen hat die Geschichte zwischen dem Bayern-Coach und Dieter Hecking aber viel früher. In der Saison 1983/84 landete der damals 18-jährige Hecking als Stürmertalent am Bökelberg, wo Heynckes, damals 38, als junger, ehrgeiziger Coach bereits in seine fünfte Saison ging. „Jupp war ein Verfechter des Offensivfußballs“, erinnert sich Hecking, „er hatte immer klare Vorstellungen, war erfolgsorientiert und ehrgeizig.“ Es war das Pech des gebürtigen Westfalen Hecking, dass er als Greenhorn gegen die geballte Offensive der Fohlen Elf mit Frank Mill, Uwe Rahn, Ewald Lienen oder Jörg Criens auf verlorenem Posten stand. Dabei fand Heynckes durchaus Gefallen an der gradlinigen, couragierten Spielweise des jungen Stürmers, der von Borussia Lippstadt und vom SC Paderborn ausgebildet worden war. Schnell, agil, immer mit Zug zum Tor. Das war der junge Hecking.

Aus der großen Spielerkarriere ist zwar nichts geworden, stattdessen ist Hecking beharrlich und zielstrebig seinen Weg als Trainer gegangen — von der dritten Liga bis zur Bundesliga. Er wurde Pokalsieger, spielte in der Champions-League und ist mit 362 Einsätzen in der Coaching-Zone einer der erfahrensten Fußballlehrer Deutschlands, der auch mit seiner Meinungsfreude nicht hinter dem Berg hält.

Nun fordert Hecking seinen ehemaligen Lehrmeister zum neunten Mal zum Duell heraus, und der Gladbach-Coach ist durchaus optimistisch. „Natürlich muss alles zusammenkommen, um gegen den FC Bayern Erfolg zu haben“, sagte er auf der Pressekonferenz am Donnerstag im Borussia-Park. „Du darfst dir kaum Fehler erlauben, und musst die ein, zwei Chancen, die du kriegst, eiskalt nutzen. Aber ich denke, wir haben auch gegen den Tabellenführer eine realistische Chance.“

Das Team von der Isar absolvierte am Donnerstag an den Holter Sportstätten, dort, wo Jupp Heynckes einst das Fußball-Einmaleins lernte, eine lockere Trainingseinheit und bereitet sich dann weiter mit Pflege und Training auf die Partie beim Liga-Vierten vor. Heynckes“ neue Bundesliga-Serie (fünf Siege, 14:1-Tore) soll, egal wie, auch am Samstagabend in seiner Heimatstadt nicht reißen.

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