Hopp: Politik appelliert ans Landgericht

Bundestag will Opfer entschädigen und Täter bestrafen.

Hartmut Hopp

Hartmut Hopp

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Krefeld. Jetzt also doch: SDP, CDU und Grüne bringen heute im Bundestag einen gemeinsamen Antrag auf den Weg. Sie fordern die rückhaltlose Aufklärung der Verbrechen in der deutschen Sekten-Siedlung „Colonia Digdnidad“, in der die Führungsclique über Jahrzehnte gefoltert, gemordet und Kinder sexuell missbraucht hatte. Der WZ liegt dieser Antrag vor. Und er zielt in einer seiner Hauptforderungen direkt auf Krefeld, wo mit Sekten-Arzt Hartmut Hopp bislang unbehelligt ein in Chile bereits verurteiltes Mitglied der Chefetage der Foltersekte lebt. Die Bundesregierung, so der Auftrag, solle „die ihr zur Verfügung stehenden Maßnahmen ergreifen, um die strafrechtlichen Ermittlungen in Deutschland und in Chile voranzutreiben“.

Tatsächlich steht die Entscheidung des Krefelder Landgerichts über eine Inhaftierung Hopps immer noch aus, das Gericht führt zudem ein eigenes Ermittlungsverfahren gegen Hopp wegen des Verdachts, am Verschwinden chilenischer Diktatur-Gegner beteiligt gewesen zu sein.

SPD, CDU und Grünen geht es neben der Bestrafung noch lebender Verantwortlicher des grausamen Treibens in der Siedlung vor allem um eine Entschädigung der Opfer, die heute teilweise in Armut oder mit psychischen Störungen leben. Und um die Klärung der Mitschuld deutscher Behörden, die seinerzeit offenkundig weggesehen und sogar kooperiert haben. Sie fordern zum Beispiel „nach dem Bekenntnis zu moralischer Mitverantwortung den Worten nun Taten folgen zu lassen“ oder „eng mit dem chilenischen Staat bei der umfassenden Aufklärung der Geschehnisse auf dem Gelände der ehemaligen CD sowie der von deren Führungsriege verübten Verbrechen zusammenzuarbeiten“.

Eine Expertenkommission soll sich mit der Aufarbeitung befassen, eine nach wissenschaftlichen Kriterien konzipierte Begegnungs- und Gedenkstätte eingerichtet werden. Außerdem in der Prüfung: ein Hilfsfonds für die Opfer, verwaltet durch eine weitere Kommission. Zudem soll geklärt werden, wie viel Sekten-Vermögen es noch gibt. mip

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