Handwerker fürchten Dieselverbot

Viele Dienstleister fahren noch mit Diesel-Transportern zu Kunden in die Stadt. Jetzt suchen sie Alternativen.

Handwerker fürchten Dieselverbot
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. Mit einer ganzen Flotte kommt er zum Vortrag der Handwerkskammer Düsseldorf: Zwei große Sprinter, zwei kleinere Wagen und ein Ein-Personen-Auto. Der Bäcker Roland Schüren hat umgerüstet, denn all diese Fahrzeuge fahren mit Elektroantrieb. Damit ist er ein beliebter Ansprechpartner, denn es wird ein mögliches Dieselverbot für die Düsseldorfer Innenstadt diskutiert. Grund ist die hohe Stickoxid-Belastung. Ein Verbot wäre für viele Handwerker eine Herausforderung. Sie fahren meist mit Diesel-Lieferwagen zu ihren Kunden in die Innenstadt. Diesel ist für sie wirtschaftlicher.

„Zu hohe Stickoxidwerte sind ein ernstes Problem“, findet Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf. Für ihn sind dennoch nicht die Handwerker schuld: „Sie sind Betroffene einer verfehlten Politik und von Manipulation.“ Außerdem sei das Handwerk wichtig für den Umweltschutz. „Bei einem Dieselverbot würde ich mein Gewerbe aufgeben“, sagt Tischler Michael Piepke. Er fährt zu Kunden in die Stadt und hat sich erst vor knapp drei Jahren einen neuen Wagen gekauft. „Der ist gerade erst abbezahlt.“ Eine Neuanschaffung würde sich für den 52-Jährigen und seinen Ein-Mann-Betrieb nicht lohnen.

Einfacher hat es Schreiner Karsten Schlinker. Bei ihm steht Ende des Jahres ohnehin ein Fahrzeugwechsel an. Er brauche viel Platz für Werkzeug. Er ist sich noch unsicher, ob es ein Elektroauto wird oder vielleicht lieber ein Benziner. „Wir fahren im Jahr fast 40 000 Kilometer in ganz NRW.“ Doch laut Stefan Ferber, Leiter des Umweltamtes der Stadt Düsseldorf, überschreitet der Stickoxid-Gehalt in der Stadt den Grenzwert. Dieser wird anhand Teststellen überprüft. Das Problem hätte jedoch nicht nur Düsseldorf.

Am Beispiel des Tests in der Corneliusstraße demonstriert er, dass Fahrerprofile erstellt wurden. Dadurch könne herausgefunden werden, welche Fahrzeugtypen tatsächlich für den Schadstoff verantwortlich sind. Heraus kommt, dass hier insbesondere Diesel-PKW — mit rund 57 Prozent — für Verschmutzung sorgen. Auch die Rheinbahn mit ihren Dieselbussen verursacht knapp 14 Prozent der Stickoxid-Belastung. Die Einführung einer blauen Plakette, die auf Bundesebene dieselfreie Zonen erlaube, würde die Belastung stark senken. Auch das zeige das Gutachten, das Stefan Ferber referiert. Das Verwaltungsgericht Düsseldorf habe im September 2016 entschieden, dass auch unabhängig von der blauen Plakette, die Stadt Dieselfahrzeuge durch Verbotsschilder verbannen könne. Nach einer Revision liege der Fall nun beim Bundesverwaltungsgericht. An vielen anderen Maßnahmen könne ebenfalls gespart werden, wie beim ÖPNV oder durch Sharing. „Trotzdem würde es kurzfristig nicht reichen, unter den Grenzwert zu kommen“, sagt Stefan Ferber, „Die Waage zwischen einem Dieselverbot und den anderen wichtigen Maßnahmen ist noch zu ungleich.“ Gemeinsam auch mit dem Handwerk wolle man eine Lösung erarbeiten.

Auch wenn eine Einführung des Verbots unsicher ist: Die Handwerker müssen langfristig planen. Bäcker Roland Schüren bemängelt, dass die großen Hersteller unzureichende Angebote auf der Ebene der größeren E-Lieferwagen bieten. Im Rahmen eines Forschungsprojektes hat er zwei von ihnen auf Elektroantrieb umrüsten lassen. Der Anschaffungspreis sei jedoch mehr als drei mal so hoch, als bei einem vergleichbaren Diesel. Er hat die „E-Transporter Selbsthilfegruppe powered by Ihr Bäcker Schüren“ gegründet. Schreiner, Bäcker und Handwerker aus Düsseldorf haben sich angeschlossen, aber auch aus ganz Deutschland und über die Grenzen hinaus. Durch die gemeinsamen Aufträge wollen sie den Anschaffungspreis verringern. Das, unabhängig, ob ein Verbot kommt oder nicht. Da diese Unternehmen oft innerstädtisch unterwegs sind, sei die Lade-Infrastruktur ein geringes Problem, meint Schüren. Der Bäcker fährt von seiner Backstube in Hilden, wo er eine Ladestation hat, die Filialen in Düsseldorf und Umgebung ab. Zudem seien die laufenden Kosten der E-Wagen geringer. Sein Tipp an die Handwerker ist: „Fahren Sie Ihren Diesel, solange es geht, aber kaufen Sie sich keinen neuen mehr, sondern setzen Sie auf Elektro-Fahrzeuge.“

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