Wuppertal Diskussion um die 7. Gesamtschule

In Barmen übersteigt die Nachfrage aller Voraussicht nach auch in diesem Jahr das Angebot. Schuldezernent Stefan Kühn (SPD) zögert noch, schließt aber nichts aus.

Wuppertal: Diskussion um die 7. Gesamtschule
Foto: Andreas Fischer

Barmen. Die Diskussion um eine weitere Gesamtschule in Wuppertal nimmt Fahrt auf. Derzeit sind sechs in Betrieb. Wie notwendig eine Siebte sein könnte, zeigt womöglich die Nachfrage nach den einzelnen weiterführenden Schulen. Die Anmeldephase dauert noch bis einschließlich Donnerstag.

Für die Grünen liegt die Antwort schon jetzt auf der Hand. Sie leiten aus den Zahlen der jüngeren Vergangenheit ihre Forderung nach der 7. Gesamtschule ab. Sie muss demnach im Osten der Stadt entstehen. „Wir haben in Barmen drei Gymnasien, aber nur eine Gesamtschule“, sagt der Fraktionssprecher der Grünen im Stadtrat, Marc Schulz. Er rechnet für dieses Jahr abermals mit mehr als 300 Kindern in Wuppertal, deren Wunsch nach einem Platz auf einer Gesamtschule nicht erfüllt werden kann. Die Erfahrung der vergangenen Jahre habe gezeigt, dass ein großer Teil der abgewiesenen Kinder in Barmen wohne.

Das Thema entzweit die Opposition im Stadtrat. Anders als die Grünen erteilt die FDP einer weiteren Gesamtschule in Wuppertal unmissverständlich eine Absage. „Die Forderung der Grünen ist ein bewusster Affront gegenüber den Wuppertaler Gymnasien und Realschulen“, sagt Karin van der Most, schulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Die Freien Demokraten fordern eine Bestandsgarantie für die Wuppertaler Gymnasien und eine Gleichbehandlung aller Schulformen bei Personal- und Sachausstattung gegenüber den Gesamtschulen.

In dieser Frage sind die Liberalen eins mit der CDU. Sie lehnt eine weitere Gesamtschule ebenfalls kategorisch ab. „Wir sehen das nicht als notwendig an und sind auch nicht bereit dazu, dass bestehende Realschulen und Gymnasien zugunsten einer Gesamtschule geschlossen werden“, sagt Fraktionschef Michael Müller.

Sein Kooperationspartner im Rat, SPD-Fraktionschef Klaus Jürgen Reese, verweist hingegen auf die Vergangenheit: „Wir richten den Schulbau am Bedarf aus“, sagt er. „Das machen wir auch in Zukunft so.“

Schuldezernent Stefan Kühn (SPD) ist in der Frage noch unentschieden. Er will die Zahlen abwarten und verweist auf die weitere Entwicklung der Stadt. Grundschüler, Geburten und Zuzüge von Familien mit Kindern. Daraus will er ableiten, was Wuppertals weiterführende Schullandschaft noch benötigt. „Wir brauchen mehr Kindergärten, wir brauchen im Osten der Stadt vielleicht eine weitere Grundschule und in der Folge eine zusätzliche weiterführende Schule“, sagt Kühn.

Wenn das eine Gesamtschule sein sollte, ist für den Schuldezernenten die Frage noch offen, ob bestehender Schulraum umgewandelt oder neuer gebaut wird. Finanziell wäre das für die Stadt aus Sicht Kühns kein Problem. Der Bund habe sein Investitionsprogramm auf sieben Milliarden Euro verdoppelt, 3,5 Milliarden Euro davon seien für Schulen vorgesehen. „Nach dem geltenden Verteilungsschlüssel, erhielte Wuppertal 40 Millionen Euro“, sagt Kühn. Das könnte für den Neubau einer Gesamtschule reichen. Bliebe die Frage offen, wo sie entstehen soll. Spekulationen, nach denen dafür der Carnaper Platz ins Auge gefasst worden sei, wies Kühn ausdrücklich zurück. Diese Fläche wäre nach aktuellem Stand der Dinge politisch wohl auch nicht mehrheitsfähig. SPD und CDU haben sich vor zwei Jahren am Carnaper Platz die Finger verbrannt. Damals war am Widerstand verschiedener Bürgervereine der Versuch gescheitert, die neue Zentrale der Stadtwerke auf der heute als Park- und Kirmesplatz genutzten Fläche zu errichten. Die Grünen hatten den Widerstand seinerzeit unterstützt. „Wir brauchen für die 7. Gesamtschule keinen Neubau“, sagt Schulz. „Und was den Carnaper Platz angeht, hat sich gezeigt, dass eine Bebauung nicht durchsetzbar ist.“

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